Struktur gesucht

Nach CDU-Vorstoß zur Zweigliedrigkeit: Elternkammer fordert Expertenkommission. Sorge um Gesamtschule

Der Elternkammer-Vorsitzende Holger Gisch hat gestern die Einsetzung einer Expertenkommission mit Elternbeteiligung gefordert, die Vorschläge zur künftigen Schulstruktur entwickelt. Die ersten politischen Reaktionen auf das schlechte Hamburger Pisa-Ergebnis gaukelten nur eine „ideologiefreie Diskussionsbereitschaft“ vor, so Gisch.

Gemünzt waren Gischs Worte auf den Vorschlag des CDU-Schulexperten Robert Heinemann, in Hamburg ein zweigliedriges System mit Gymnasium und Mittelschule einzuführen. Dies könne die Gesamtschule gefährden, die im Unterschied zum sächsischen Vorbild „Mittelschule“ allen Schülern den Weg zum Abitur offen hält.

„Die CDU will nicht nur die Hauptschulen, sondern auch die Gesamtschulen beseitigen“, warnte auch GEW-Mitglied Horst Bethge beim gestrigen Jubiläums-„Round Table“ der Lehrergewerkschaft. Da Sachsen keine Gesamtschule kennt, präferiere er stattdessen das Modell Mecklenburg-Vorpommerns: Hier lernen künftig alle Schüler gemeinsam bis zur 8. Klasse. „Dreh- und Angelpunkt ist die Dauer des gemeinsamen Lernens“, erklärte auch die Erziehungswissenschaftlerin Ingrid Gogolin. Sie prophezeite, dass „wir schon aus demographischen Gründen nicht um das Thema Zweigliedrigkeit“ herumkämen.

Es sei gut, dass sich die Strukturdebatte in Hamburg zuspitze, erklärte Marianne Demmer vom GEW-Bundesvorstand – und regte ihre Gewerkschaftskollegen an, zu überlegen, wie Zweigliedrigkeit im eigenen Sinne zu gestalten wäre. Kaija Kutter