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Immer-noch-Kanzler Schröder erhält den Medienpreis der Auslandspresse und macht dabei den Mick Jagger

Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde gestern in Berlin mit dem Medienpreis des Vereins der ausländischen Presse ausgezeichnet, kriegte kubanische Zigarren geschenkt, machte dazu die entsprechenden Witze und redete dann ziemlich lang über das deutsch-amerikanische Verhältnis. Es war wie bei Mick Jagger auf Rolling-Stones-Welttournee: ein ewig Viriler auf niemals endender Abschiedsrunde.

Weil er sich „besonders um die ausländische Presse in Deutschland bemüht“ hat, erhielt Schröder den symbolischen Preis. Tatsächlich hat sich der seit Monaten scheidende Kanzler ganz besonders um die Deutschland-Korrespondenten verdient gemacht. Durch die Neuwahlen und den anschließenden Wirrwarr hat er ihnen mehr Stoff und damit einen besseren Stand in ihren Redaktionen gegeben, als sie es sich Anfang des Jahres hätten träumen lassen. Von der bereits gekündigten BBC-Korrespondentin wird gemunkelt, dass sie allein wegen der turbulenten Monate in Berlin bleiben durfte.

So zog unter den Journalisten denn auch der ebenfalls uralte Witz darüber, wie Schröder doch noch einen Job rettete, eine weitere Ehrenrunde. Wie die Stones hat eben auch Schröder ein verlässliches Publikum: Es will immer nur die alten Hits hören. Denn das mit den Reformen sollen lieber andere machen. HPI