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Das Ding, das kommtDokumentierter Gossenpoet

Er war längst weltweit als der „Dirty Old Man“ der US-amerikanischen Literatur bekannt, als Charles Bukows­ki 1978 zum ersten Mal in sein Geburtsland reiste: Deutschland. In seinem Roman „Die Ochsentour“ erinnerte sich der Dichter anschließend an die legendäre Reise, die natürlich zu allerlei verwickelten Situation geführt hatte, in denen mehr oder weniger viel Alkohol geflossen war.

Ein einziges Mal las Bukowski, 1920 als Sohn eines US-amerikanischen Soldaten und einer Deutschen in Andernach am Rhein geboren, dabei auch vor Publikum: am 18. Mai 1978 in der überfüllten Hamburger Markthalle. Er kippte beachtlich viel Wein in sich hinein, rauchte die Bühne voll, schnodderte seine Alltags-Lyrik raus und raunzte abgebrühte Sprüche in Richtung Publikum: So fasst Roni, Vorsitzender der deutschen Charles-Bukowski-Gesellschaft, jenen denkwürdigen Abend zusammen.

Wie ein Rockstar wurde er gefeiert, aber nicht nur für das Publikum war die einzige Bukows­ki-Lesung außerhalb des nordamerikanischen Kontinents ein einschneidendes Erlebnis: „Das Publikum in Hamburg war komisch“, erinnerte sich der Star des Abends selbst: „Wenn ich ihnen ein Gedicht zum Lachen vorlas, lachten sie, aber wenn ich ihnen ein ernstes vortrug, gab es starken Beifall. Eine wahrhaft andere Kultur.“ Wichtiger noch: „Ich hatte wirklich zum ersten Mal das Gefühl, dass die Leute die Gedichte verstanden“, schrieb Bukowski. „Das warf mich zurück, ich musste also mehr trinken.“

Neben dem „Ochsentour“-Buch erinnerten lange nur ein paar kurze Audiomitschnitte sowie eine 30-minütige WDR-Dokumentation – in der ein Synchronsprecher Bukowski rigoros überplaudert – an die legendäre Deutschland­reise. Vor Kurzem aber sind die Video-Masterbänder der Lesung wieder aufgetaucht, im vergangenen Jahr wurden sie dann auf Betreiben der Charles-Bukowski-Gesellschaft digitalisiert.

Jetzt ist erstmals die ganze Lesung wieder zu erleben – am Ort der Originalaufnahme, der Markthalle, und englisch untertitelt, sodass die einzigartige sonore Bukowski-Stimme voll zur Geltung kommt. Anschließend werden exklusive Ausschnitte aus dem dokumentarischen Filmmaterial von Bukowskis damaliger Deutschlandreise gezeigt. Vorbereiten kann man sich übrigens schon am Nachmittag ab 13 Uhr auf einem Symposium mit Vorträgen der Bukowski-Biografen David Stephen Calonne und Abel Debritto. Wir dekantieren bis dahin schon mal den Wein. MATT

So, 15.8., 20 Uhr, Markthalle, Klosterwall 11, Hamburg

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