„Klimaschutz missbraucht“

Abaton zeigt Film über Klima-Verbrechen

■ 51, hat 17 Jahre lang beim WWF mitgearbeitet. Heute leitet er „River Watsch“, einen Verein zum Schutz der Flüsse.

taz: Herr Eichelmann, was sind die Climate Crimes – Klima-Verbrechen – von denen Ihr Dokumentarfilm handelt?

Ulrich Eichelmann: Wir haben uns „grüne Energieprojekte“ angeschaut, die eigentlich helfen sollen, den Klimawandel zu stoppen. Dabei handelt es sich aber um Umweltverbrechen, die im Namen des Klimaschutzes begangen werden. Wir sind zu den Tatorten der grünen Energien aufgebrochen weltweit.

Lässt sich der Schaden in einer Klimabilanz ausdrücken?

Nein. Hier wird der positive Gedanke des Klimaschutzes missbraucht, um Großprojekte durchzusetzen, die sonst schwierig wären. Es wird Etikettenschwindel betrieben. Aber weil alle glauben, Klimaschutz ist das Wichtigste der Welt, findet keine Kontrolle mehr statt.

Wo zum Beispiel?

Beim Belo-Monte-Staudamm in Amazonien und dem llisu-Staudamm am Tigris in der Türkei. In dem einen Fall wird die grüne Lunge unserer Erde überstaut, im anderen in Mesopotamien die kulturelle Wiege unserer Zivilisation. Aber das sind nur die Speerspitzen, die wir gewählt haben, weil sie plakativ sind. Zurzeit werden 5.000 große Staudämme gebaut auf der Welt.

Wie reagieren die Planer dieser Projekte auf Ihre Kritik?

Sie behaupten: Es sind grüne Energien, die wir erschließen; das ist sauber, das ist ausgereift und die Folgen haben wir schon im Griff. Andere sagen, die Folgen seien minimal. Die Wahrheit ist, dass bei Großprojekten die Auswirkungen riesig sind und die Masse an Projekten die Natur in einem Ausmaß zerstört, wie es noch nie da war. Und das Schlimme ist, dass uns dabei vorgegaukelt wird, es handle sich um die Rettung der Welt.  INTERVIEW: KNÖ

Vorführung mit dem Autor und dem Ökonomen Nico Paech: Abaton-Kino, 20 Uhr