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„Eine Pleite war nicht eingeplant“

Die drei Fragezeichen

BERLIN | Der deutsche Ableger des niederländischen Gebäudeausrüsters Imtech ist insolvent. Die Firma arbeitete am Berliner Flughafen BER unter anderem an der Brandschutzanlage, deren Mängel den Flughafenstart seit Jahren verzögern.

1 taz: Ist nach der Imtech-Insolvenz die BER-Eröffnung 2017 gefährdet?

Martin Delius:Davon müssen wir ausgehen. Der Zeitplan bis 2017 ist sehr knapp gestrickt worden. Die Pleite einer Firma war nicht vorgesehen.

2 Imtech gilt schon länger als dubios. Einer der Vorwürfe: Imtech arbeitet schlampig, möglicherweise absichtlich, und kann für die notwendigen Nachbesserungen nochmal abkassieren. Teilen Sie den Vorwurf?

Das kann ich nicht beurteilen, das müssen Gerichte feststellen. Imtech hat aber 2012 einen fast 70 Millionen teuren Vorschuss auf Arbeiten erhalten, von denen wir heute noch nicht wissen, ob sie jemals geleistet worden sind. Das alleine hätte schon 2012 bei der Flughafengesellschaft zu Vorsicht bezüglich Imtech führen müssen. Stattdessen hat man sich weiter von der Firma abhängig gemacht.

3 Warum?

Möglicherweise war es schlechtes Management, möglicherweise Hasenfüßigkeit. Die Flughafengesellschaft hat sich im Krisenmanagement ja nicht mit Ruhm bekleckert. Nachdem sie schon die Planer entlassen hatte, war sie vielleicht vorsichtig, um nicht weiteres Chaos zu verursachen. Aber spätestens Anfang 2015, als in Deutschland Ermittlungen wegen Korruption am BER gegen Imtech-Mitarbeiter geführt wurden, hätte sich die Flughafengesellschaft denken können, dass es falsch war, weiter mit der Firma zusammenzuarbeiten.

INTERVIEW: MARTIN REEH

Martin Delius(Piraten), 31, ist Vorsitzender des BER-Unter­suchungs­ausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses.

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