: POLITIK
PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt
Am Samstag wird auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof (ab 13 Uhr) wie in jedem Jahr für das Hanf paradiert, also genauer gesagt für die Legalisierung das Knalloballo-Krauts, das ja bekanntermaßen hierzulande seit den dreißiger Jahren geächtet ist. „Wir kämpfen dafür, das die Menschen in Deutschland Hanf bald ohne Strafverfolgung als Rohstoff, Medizin und Genussmittel nutzen können werden“, sagen nun die wacker kämpfenden Veranstalter_innen, und darüber hinaus verkünden sie noch: „Wir fordern freie Samenwahl auch für CannabisbäuerInnen!“ Und dabei geben sie sich schließlich ganz und gar staatstragend: „Die schlimmste Nebenwirkung des Freizeitkonsum von Haschisch und Marihuana ist die Strafverfolgung. Das Hanfverbot zu beenden würde also ganz nebenbei Milliarden in die öffentlichen Kassen spülen.“ Nun ja. Eine Parade der Liebe, deren Ziele auch die CDU, würde die Kanzlerin es ihr denn erlauben, oder, besser noch, die FDP, problemlos verfolgen könnte. Dann feiert mal schön euren Kampf für den Knallkopf!
Am Montag wird ebenfalls gefeiert, und das mit Jazz vom Feinsten – in dem Big-Band-Kollektiv The Omniversal Earkestra, das nun seine Heimat in der Friedrichshainer Zukunft gefunden hat (Laskerstraße 5, 19.30 Uhr) Nach Eigenaussage der VeranstalterInnen ist diese Band „die linksradikalste in diesem langweiligen Lande“. Und sie macht mithilfe von Musik Politik, auch wenn viele der hiesigen Politheinis ihr Lebtag nicht verstehen werden, dass das geht. Sollen sie an ihren Flugis kleben bleiben. Der Rest tanzt dort mit uns.
Am Dienstag dann wird im Bandito Rosso (in der Lottumstraße 10, ab 19 Uhr) über das „Geschlecht als Herrschaftskategorie“ gesprochen. Das gesellschaftliche Verhältnis, mithilfe dessen das Geschlecht definiert wird, soll an diesem Abend analysiert und die Geschlechtsdiktatur sichtbar gemacht werden. Für all jene, die noch immer denken, dass die Gendertheorie bestenfalls ein Nebenwiderspruch ist (und die sicherlich bereits ebenfalls an ihren Flugis kleben), eine offenkundig sinnvolle Einführung in die Thematik und in das Queersein als solches. Volker Woltersdorff alias Lore Logorrhöe wird den Einführungsvortrag halten.
Zeitgleich wird in der Friedel54 (Friedelstraße 54, 19 Uhr) über Lohnarbeit reflektiert, aber nicht nur darüber. Andrecu D. Sebelius von „der fette Mann“ und David Visconte vom schlammrock fanzine fragen sich dann auch noch Fragen wie: „Gilt ein Späti mit E-Auto-Ladestelle schon als Tanke?“ oder „Als was reinkarniert Gott?“ – es scheint dort also lustig zu werden.
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