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Einblick (582)

Ulf Aminde, Künstler

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? UA: Ich bin derzeit intensiv angeregt durch eine Arbeit, an der ich selber beteiligt bin: Aus der Arbeitsgruppe „AG Zeit“ heraus erarbeiten wir mit befreundeten KünstlerInnen und KuratorInnen ein performatives Format, um mit kulturpolitischen Forderungen in die Hauhaltsverhandlungen des Berliner Senats für 2016/17 eingreifen zu können. Dafür entwickle ich mit Sabine Reinfeld „Avatara Plenara Zeitstipendia“, die als Lobbyistin alle 100.000 Berliner KünstlerInnen vertritt. Ihr Auftrag ist es, die Abgeordneten über die Arbeitsbedingungen der Bildenden KünstlerInnen zu unterrichten und für die Idee der Zeitstipendien zu werben, die Teil des Forderungskataloges der Koalition der Freien Szene sind.Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Ganz klar: Sleaford Mods im SO36. Lautes, unprätentiöses Bellen vor Publikum als eine adäquate Form des Umgangs mit dem ganzen Mist, der uns umgibt. Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag? Ich lese derzeit „I, little Asylum” von Emmanuelle Guattari. Der Text ähnelt einem geöffneten Schrank mit vielen Schubladen. Er basiert auf den Kindheitserinnerungen der Tochter von Felix Guattari in der Experimentalklinik „La Borde”, in der Menschen „mit und ohne” versucht haben, auszuhandeln, wie man zusammenleben kann. Zwischen den Zeilen lässt sich ein Freiraum erahnen, gerade, weil die geschilderten Begebenheiten eine kindliche Anwesenheit in diesem krassen sozialen Biotop voraussetzen. Was ist dein/Ihr nächstes Projekt? Eine Arbeit , in der ich versuche, Sport und Training mit der Möglichkeit des Verrates kurzzuschließen. Ich werde unter anderem die Alpen mit dem Rennrad überqueren, was für mich nicht selbstverständlich ist. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Der Humor der Frau und der Mädchen, mit denen ich zusammenlebe.

Zur Person

Ulf Aminde,1969 in Stuttgart geboren, studierte an der UdK Berlin bei Lothar Baumgarten. In Berlin wird er von der Galerie Tanja Wagner vertreten. Seit 2014 ist er Professor an der Kunsthochschule Weißensee. Als Regisseur performativer Versuchsanordnungen hinterfragt er gesellschaftliche Rollen. Im September nimmt er an der Gruppenausstellung „Welcome to the Jungle“ im KW Institute for Contemporary Art teil.

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