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KUNST

KunstJulia Gwendolyn Schneiderschaut sich in den Berliner Galerien um

Ich erblicke Holzbretter, die senkrecht auf Sockeln aus Backsteinen und Natursteinen stehen. Majestätisch-andächtig stehen die Brico­lage-Skulpturen auf dem Boden der Galerie neugerriemschneiderin Mitte. Antje Majewskihat die rohen Planken mit einem grün-violett-schwarzen Farbmuster versehen, dem Emblem von Eco-Feminist Anarchism(E.F.A.), einer von ihr gegründeten Vereinigung. Mit „E.F.A. im Garten“antwortet die Künstlerin auf den veränderten Stadtraum entlang der Lynarstraße im Wedding. Vorerst ist mir der Bezug noch unklar. Ich sehe mich um: Ein Spaten- und zwei Axtstiele sind mit einem dicken Strick umwickelt, die abgerissenen Werkzeugenden haben etwas Brachiales. Zart, fast gebrechlich wirkend, wachsen hingegen einzelne Kleeblätter aus einer kleinen Schale. Was hat es mit diesem Szenario auf sich? An der Wand hängt ein Gemälde, das viel Erde und etwas Grün zeigt und sich direkt auf die Videoarbeit im nächsten Raum bezieht, den gefilmten Abriss einer Schrebergarten­kolonie. Der schmale Streifen neben der S-Bahn-Trasse wurde gerodet und komplett umgegraben. Wie auf dem Gemälde sprießen am Ende des Films einige Pflanzen der ehemaligen Gärten wieder hervor: Stauden, ein kleiner Ahornbaum, der im Wind weht. Doch wie lange noch? Majewskis Installation ist ein stiller Protest gegen die ­Verdrängung der über Jahrzehnte gewachsenen Kleingärten, gegen eine von Profit gesteuerte Stadtentwicklung (bis 15. 8., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Li­nienstr. 155).

Dass Stadtnatur nicht so leicht aufgibt, wird auch in der Videoarbeit von Urban Plant Research deutlich, die mich in der Gruppenausstellung „Andere Gärten“ in der Neuköllner Galerie im Körnerpark empfängt. Das Duo Lesli Kuo und Sara Bouchard unternimmt in unterschiedlichen Städten der Welt Forschungsspaziergänge und dokumentiert die Interaktion von Natur und Kultur. Die Künstlerinnen zeigen von Menschenhand gezähmte Natur. Zum Beispiel Tannenbäume, die, in Plastiknetze gezwängt, auf den Verkauf warten, neben expandierenden Ranken, die Hauswände erobern, während andere Gewächse sich mit einem winzigen Stück Erde im Asphalt begnügen. Sie zeigen, wie Menschen Pflanzen helfen – etwa mit einem Wollmantel, der einen Baumstamm kleidet. Sie zeigen aber auch respektlosen Umgang: wie der mit der Agave, in die Graffiti geritzt wurden. Auf dem Weg zu der ehemaligen Orangerie im neobarocken Körnerpark fühle ich mich wie in einer grünen Oase. Zurück auf der quirligen Karl-Marx-Allee, nicht weit davon entfernt, lebt das grüne Idyll in mir fort (bis 11. 10., Di.–Sa. 10–20 Uhr, Schierker Str. 8).

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