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Archiv-Artikel

„Kleid für die Auferstehung“

DIALOG Belladonna und Mevlana Moschee laden zum interkulturellen Austausch über Bestattungskultur

Von KAWE
Halime Cengiz

■ 46, ist Frauenvorsitzende der Mevlana-Moschee und des Ditib-Landesverbandes und für die SPD im Gröpelinger Beirat.

taz: Wie unterscheiden sich Bestattungen in der islamischen Kultur von christlichen?

Halime Cengiz: Es gibt unterschiedliche Rituale. Wir bestatten die Toten nicht in einem Sarg, sondern im Leinentuch. Der Leichnam muss so schnell wie möglich begraben werden, vorher findet eine Leichenwaschung statt.

Wer macht das?

Angehörige. Eine Person ist dabei, die darin geschult ist, das kann ein Religionsbeauftragter sein. Die Waschung wird aber von nahen Angehörigen durchgeführt. Männer werden von Männern gewachsen, Frauen von Frauen. Es gibt genaue Vorschriften, wie man das Leichentuch wickelt, welche Suren gelesen werden.

Wäre es schlimm, wenn ein Muslim im Holzsarg begraben würde?

Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, geht das. Alle islamischen Rituale hängen davon ab, was machbar ist.

Worauf geht die Kultur des Leichentuches zurück?

Wir sind alle von Erde und kehren in die Erde zurück. Die Verwesung setzt viel schneller ein, wenn man im Leichentuch begraben wird. In Saudi-Arabien ist nach wenigen Jahren nichts mehr da von der Leiche.

Gibt es für Sie eine Auferstehung des Leibes?

Ja, deswegen werden Menschen in Leichentüchern begraben. Es wird in einem bestimmten Ritual so übergezogen wie ein Hemd, das ist das Kleid für den Tag der Auferstehung. Wenn Pilger in Mekka in einem weißen Umhang unterwegs sind, soll dieses Kleidungsstück ein Zeichen dafür sein, dass wir bei der Auferstehung nichts als ein Leichentuch haben.

Meine Großtante hat immer gesagt, man müsse rechtzeitig die Knochen nummerieren, damit Gott das alles wieder zusammenkriegt?

Gott hat uns doch auch so erschaffen und alles an seinen richtigen Platz gestellt.

Trotz Verwesung?

Wir waren doch vorher gar nichts, Gott hat uns erschaffen, dann kann es doch keine Schwierigkeit für Gott sein, uns noch einmal zu erschaffen. Oder?INTERVIEW: KAWE

18 Uhr, Mevlana-Moschee, Lindenhofstraße (Anm. unter ☎ 70 35 34)