: Die Kämpfer in der Grauzone
Als 1994 während des Völkermords in Ruanda deutsche Staatsbürger aus dem Land geholt werden mussten, halfen belgische Fallschirmjäger aus. Zwei Jahre später dann entstand das Kommando Spezialkräfte. Was die Soldaten auf welcher Grundlage tun
FREIBURG taz | Was ist das KSK?
KSK steht für „Kommando Spezialkräfte“. Es ist eine militärische Spezialeinheit der Bundeswehr. Seit 2001 sind sie auch in Afghanistan aktiv. Es kann ähnliche Aufgaben ausführen wie ein Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei – zum Beispiel Geiseln befreien, gefährliche Personen festnehmen –, das KSK agiert dabei aber nicht in einem friedlichen, sondern in einem feindlichen Umfeld. Die KSK-Soldaten haben deshalb eine besonders intensive Ausbildung. Das KSK ist im Schwarzwaldstädtchen Calw stationiert und besteht aus rund 1.000 Soldaten. Die eigentlichen Einsatzkräfte sind dabei in der Minderzahl. Bei den Unterstützungskräften werden auch Wehrpflichtige eingesetzt.
Seit wann gibt es das KSK?
Als 1994 während des Völkermords in Ruanda deutsche Staatsbürger aus dem Land geholt werden mussten, stellte die Bundeswehr fest, dass sie keine ausreichend ausgebildeten Einsatzkräfte hat, und bat damals belgische Fallschirmjäger um Hilfe. 1996 wurde dann das KSK eingerichtet. Früher wäre dies nicht denkbar gewesen, denn bis Anfang der 90er-Jahre ging die deutsche Politik davon aus, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr vom Grundgesetz gar nicht zugelassen sind.
Was macht das KSK in Afghanistan?
Offiziell unterliegt das der Geheimhaltung. Ab 2002 waren zunächst bis zu 100 KSKler im Rahmen der US-geführten Antiterroroperation Enduring Freedom (OEF) eingesetzt. Medienberichten zufolge haben die Soldaten vor allem an Patrouillen- und Aufklärungseinsätzen unter US-Führung teilgenommen. Weil die US-Soldaten den Deutschen wenig zutrauten, mussten sie auch US-Lager bewachen. Im Oktober 2003 kehrten die KSK-Soldaten frustriert nach Deutschland zurück. Seit 2005 ist die KSK wieder in Afghanistan aktiv, unter anderem um das deutsche Camp in Kundus zu sichern. Im Frühjahr wurde bekannt gegeben, dass KSK-Soldaten einen Taliban-Kommandeur gefangen genommen haben. Die KSK-Mitglieder sind jetzt Teil des bis zu 4.500 Soldaten starken deutschen Kontingents der Stabilisierungstruppe Isaf.
Wer kontrolliert das KSK?
Der Bundestag muss den Auslandseinsätzen der Bundeswehr vorher zustimmen und auslaufende Mandate verlängern. Laut Parlamentsbeteiligungsgesetz sind dabei auch die „Fähigkeiten der beteiligten Soldaten“ zu definieren. In den ohnehin immer vager werdenden Isaf-Mandaten des deutschen Bundestags sind die KSK-Soldaten aber nicht ausdrücklich erwähnt. Zudem ist der Bundestag „über den Verlauf der Einsätze“ zu informieren. Näheres über die KSK-Aktionen erfahren allerdings nur die fünf Obleute der Fraktionen im Verteidigungsausschuss. Der Ausschuss hat dies bereits als unzureichend kritisiert. CHRISTIAN RATH