piwik no script img

Archiv-Artikel

Lieber weg sehen

JUSTIZ Im Verfahren gegen zwei Brüder des Clans M. können die Opfer keine Täter identifizieren

Von eib

Volker R. muss in seinem Beruf regelmäßig 30 Kilo schwere Säcke schleppen, als Selbständiger saniert er Häuser, mit Verputzen verdiente er bisher sein Geld. Doch seit sieben Monaten, seit er sich in eine Schlägerei einmischte und dabei schwer verletzt wurde, geht das nicht mehr. Sein Einkommen habe sich in dieser Zeit nahezu halbiert, er müsse wahrscheinlich den Beruf wechseln, wie der 40-Jährige gestern vor dem Bremer Landgericht sagte. Dort nimmt er als Nebenkläger in einem Prozess gegen zwei Brüder des Clans M. teil. Dem 22-jährigen Ali und seinem ein Jahr älteren Bruder Halil M. wird vorgeworfen, mit anderen in der Nacht auf den 1. Mai 2009 im NFF-Club in der Innenstadt drei Menschen zum Teil schwer verletzt zu haben, darunter Volker R.

Er habe mit seiner Freundin und einem weiteren Paar im NFF in den Mai gefeiert, erzählte R. gestern. Als er mit bekam, dass sich in der Discothek eine Schlägerei entwickelte, seien sie nach draußen gegangen. Dort sah er, wie ein Türsteher auf dem Boden lag und wie ihm „eine Gruppe von Südländern“ immer wieder gegen den Kopf trat. „Ich habe gedacht, jeder weitere Tritt könnte tödlich sein“, gab die Richterin seine Aussage vor der Polizei wieder, die R. bestätigte. „Ich bin sauer geworden, auch weil ihm niemand half, da standen ja noch andere Türsteher.“ Er habe die Gruppe aufgefordert, den Mann in Ruhe zu lassen. „Plötzlich gingen die dann auf uns los.“ Dabei warf ihm einer der Täter einen Zigaretten-Mülleimer in den Rücken, was das Abbrechen eines Stücks von einem Lendenwirbel verursachte. „Das steckt jetzt zwischen Wirbel und Knochenmark“, sagte R. Dies habe monatelange Schmerzen zur Folge gehabt, außerdem könne er bestimmte Bewegungen nicht mehr ausführen und müsse Sorge haben, dass der Wirbelteil ins Knochenmark wandere. Keine Aussagen konnte er zu den Tätern machen. „Das ging alles sehr schnell“, sagte er, er habe nur eine Gruppe wahr genommen.

Auch der zweite Nebenkläger, der seit dem Vorfall auf einem Auge fast blind ist und am Donnerstag ausgesagt hatte, will wie andere Zeugen keinen der Schläger erkannt haben. eib