Grüne Brücke für wildes Getier

TIERSCHUTZ Bei Göttingen hilft das Land Niedersachsen bedrohten Waldbewohnern über die Straße

Dass sich Umweltschützer über eine Straßenbaumaßnahme freuen, kommt nur selten vor. Jetzt gibt es in Niedersachsen einen solchen Fall: Bei Göttingen errichtet das Land eine Grünbrücke für Wildkatzen und Waldtiere über einer Bundesstraße.

Der Übergang soll zwei Waldgebiete miteinander verbinden, die durch die viel befahrene Bundesstraße 27 zerschnitten werden. In der Region leben seit einigen Jahren wieder Wildkatzen, Förster und Ökologen schätzen die Zahl auf bis zu zwanzig Tiere. Weitere Vorkommen gibt es unter anderem in Harz und Solling.

Die Brücke werde etwa 50 Meter breit und dicht mit Büschen bepflanzt sein, erläutert Heike Haltermann von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr das Vorhaben. Die Kosten belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Trichterförmig aufgestellte Zäune sollen die Wildkatzen auf die Brücke leiten. Lärm- und Lichtschutzwände sorgen dafür, dass die Tiere beim Überqueren nicht verschreckt werden.

Planer wie Naturschützer gehen davon aus, dass auch Rehe, Hirsche oder auch Wildschweine die Grünbrücke nutzen werden. Haltermann verweist auf entsprechende Erfahrungen mit einem ersten ähnlichen Übergang an der Autobahn 395, die von Braunschweig über Wolfenbüttel nach Bad Harzburg führt. Dort sei die Zahl der Wildunfälle deutlich zurückgegangen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) begrüßt das Vorhaben und verweist auf eine eigene Initiative. Der Verband legt derzeit in Niedersachsen erste Wildkatzen-Korridore an, die Waldinseln miteinander vernetzen sollen. Bedrohte Tierarten wie die Wildkatzen hätten nur dann eine Überlebenschance, wenn ihre Lebensräume verknüpft würden, sagt BUND-Chef Hubert Weiger. REIMAR PAUL