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Willkommen auf dem platten Land

ANKOMMEN 600 Flüchtlinge sollen in eine ehemalige Kaserne im nordfriesischen Seeth einziehen. Die Landesregierung wollte so dezentrale Unterkünfte vermeiden

Ruhig und im Grünen: Die Stapelholm-Kaserne liegt einige Kilometer außerhalb des Dorfes Seeth in Nordfriesland. Ende Juni haben die letzten Soldaten die Kaserne verlassen – nun sollen dort am Wochenende Flüchtlinge einziehen. Das Land will auf dem Gelände eine so genannte Erstaufnahmeeinrichtung mit rund 600 Plätzen eröffnen. Damit weicht das SPD-geführte Innenministerium von seinem Plan ab, frisch ins Land gekommene Flüchtlinge zuerst in Städten unterzubringen.

Neben Neumünster und dem Nachbarort Boostedt, die geografisch zentral in Schleswig-Holstein liegen, waren Kiel, Flensburg und Lübeck vorgesehen. Die „großen, weltoffenen Küstenstädte“ sollten den Flüchtlingen ein „optimales Umfeld“ und kurze Wege zu Behörden bieten, sagte Innenminister Stefan Studt noch im April. Aber die Hansestadt Lübeck verweigerte den Verkauf eines Grundstücks in Uni-Nähe (taz berichtete).

Seeth war bereits vor Monaten im Gespräch gewesen: Nach dem Abzug der Bundeswehr, die hier Spezialeinheiten wie ein Lazarettregiment stationiert hatte, muss ein neuer Investor für die 42 Hektar große Fläche mit ihren frisch renovierten Gebäuden gefunden werden. Zwar gab es laut Bericht der Lokalzeitung Gespräche mit Interessenten, aber keine Zusage. Für die nun geplante Erstaufnahme signalisierte die Lokalpolitik überwiegend Zustimmung. In Seeth leben rund 600 Menschen, also etwa so viele, wie in die Unterkunft einziehen sollen.

Der Flüchtlingsbeauftragte des Landtags, Stefan Schmidt, wünscht sich, dass Unterkünfte den „Charakter einer normalen Wohnanlage haben und nicht wie ein ,Aufnahmelager’ wirken“ – was auf das umzäunte Kasernengelände zutrifft. Im Idealfall sollen Flüchtlinge sechs Wochen in einer Erstaufnahme bleiben, aber aufgrund der Überlastung der Behörden dauert die Prüfung des Asylantrags meist weit länger. EST

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