Auf Wiedersehen, Griechenland: Abschied vom hellenischen Spottopfer:
Schade. Nach endlosen Verhandlungen hat man sich jetzt in Brüssel geeinigt und will Griechenland im Euro behalten. Die Dauerkrise ist vorerst beendet. Dabei war Griechenland gerade in der letzten Zeit ein dankbares Opfer unserer Scherze und Neckereien. Kübelweise Hohn und Spott gossen wir über die sonnengegerbten Hellenen aus und nannten sie „Tagträumer“, „Teilzeitkrösusse“ und „Gewaltbrillenträger“. Wir amüsierten uns über den „Big Fat Greek Bang“, verspotteten den Peleponnes als „blühende Landschaft“ und freuten uns über „das ganze Hellaschaos“. Wir taten etwas für die griechische Wirtschaft, indem wir unsere Sticheleien mit ungenießbarem Ouzo anfeuerten. Wir aßen sogar beim Griechen die Berge an verkohltem Gyros – bekanntlich kann der Hellene nicht kochen, sondern nur Fleischbrocken auf den Grill werfen und verkokeln lassen. Es war eine herrliche Zeit! Von der wir nun leider Abschied nehmen müssen – bis zur nächsten Hellaskrise, die todsicher kommt. Wenn es in diesem Theater wieder heißt: „Seid tapfer, werte Pleitegriechen / und lasst euch niemals unterkriechen!“
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