piwik no script img

OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Sowohl als Künstler wie als Privatperson ließ sich Bob Dylan nie wirklich fassen: Die künstlerische Richtung wechselte er so oft wie andere Leute das Hemd, und immer wieder erschuf er Legenden um die eigene Person und sabotierte mit Lust an der Provokation gern die Erwartungshaltung von Publikum und Medien. Er wollte weder „Sprecher seiner Generation“ sein, den man aus ihm machen wollte, noch war er bereit, sich in seinen künstlerischen Entfaltungsmöglichkeiten einschränken zu lassen. D.A. Pennebakers Cinema-Verité-Film „Don’t Look Back“stammt aus so einer Zeit des Umbruchs und dokumentiert eine England-Tournee aus dem Jahr 1966, kurz nachdem Dylan im Juli 1965 beim Newport Folk Festival zur elektrischen Gitarre gegriffen hatte und damit für viele seiner Folk-Anhänger zum Verräter wurde. Denn elektrischer Rock galt als ihnen als kommerzieller Ausverkauf. Dass Dylan auch in England ständige Anfeindungen erdulden musste, zeigt der Film sehr schön, der in einer Brotfabrik-Reihe zur Künstlerhaus Bethanien-Ausstellung „Passion: Fanverhalten und Kunst“ läuft (16. 7.–18. 7., 20 Uhr, Brotfabrik).

Als „Stummfilm um Mitternacht“ ist im Babylon Mitte F.W. Murnaus „Tartüff“ (1926) zu sehen, eine ungewöhnliche Komödie in der Komödie: Die Handlung von Molières Theaterstück um den frömmelnden Heuchler, der sich die Gunst eines reichen Mannes erschleicht, ist hier in eine moderne Rahmenhandlung gebettet, in der ein junger Mann versucht, seinen Großvater aus den Fängen einer tückischen Haushälterin zu befreien. In der Maske eines Wanderkino-Schaustellers führt er dazu einen stilisierten Tartüff-Film vor, in dem mit Emil Jannings (als lüsterner Genussmensch hinter verkniffen-frömmelndem Gehabe), Werner Krauss (als durchgeistigter Reicher mit dümmlich-servilen Zügen) und Lil Dagover drei der bedeutendsten deutschen Stummfilmstars glänzen (19. 7., 0.00 Uhr, Babylon Mitte).

Das Bali-Kino zeigt im Juli Filme von François Truffaut. Einer der schönsten ist „La peau douce“ (1964): In deutlichem Gegensatz zum Romantizismus seines Klassikers ­„Jules und Jim“ erzählt Truffaut die bittere Charakterstudie eines egozentrischen Literaturkritikers (Jean Desailly), der als farb- und mutloser Bourgeois die Frauen in seinem Leben unglücklich macht und dafür schließlich die Quittung erhält. Denn am Ende gewinnen die von Truffaut stets favorisierten Frauen – allen voran die von der lebhaften Françoise Dorléac gespielte Stewardess Nicole (16. 7.–22. 7., 20.30 Uhr, Bali)

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen