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Fast alle wollen Randzeiten-Kitas

KINDER Breite Zustimmung für längere Öffnungszeiten von Kitas. Nur die CSU schüttelt den Kopf

BERLIN dpa/taz | Oma, Nachbarn, Kinderfrau - oder sogar den Job wechseln, so ähnlich lauten bisher die Alternativen für SchichtarbeiterInnen mit Kleinkindern. Der Vorschlag von Familienministerin Schwesig, nun Kitas zu fördern, die auch Betreuung in den „Randzeiten“ oder über Nacht anbieten, stößt deshalb fast überall auf offene Ohren.

Vor allem die Opposition freut sich. Gerade erst hatten Parlamentarierinnen von Grünen, Linken und – man staune – Kristina Schröder von der CDU eine Selbstverpflichtung aufgelegt, nach der die Politik elternfreundlicher gestaltet werden sollte. Unter anderem fordern sie einen politikfreien Sonntag. Nun loben Linken-Chefin Katja Kipping und die grüne Familienpolitikerin Franziska Brandtner unisono den Vorschlag. In der Union äußert man sich etwas vorsichtiger: Der familienpolitische Sprecher Marcus Weinberg (CDU) betonte, dass es sich um ein Angebot für Menschen „in besonderen schwierigen beruflichen Ausnahmefällen“ handeln sollte – was den betreuungsskeptischen WählerInnen geschuldet sein dürfte, denn die Arbeit von Krankenschwestern und Schichtarbeitern ist nun mal kein Ausnahmefall.

Am schwersten tut sich die CSU: Generalsekretär Andreas Scheuer sagte: „Staatlich verordnete 24-Stunden-Kitas – da schütteln alle den Kopf.“ Mit seinem Kopfschütteln ist er allerdings ziemlich allein geblieben.

Schwesig will für das Programm zwischen 2016 und 2018 rund 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die Summe stammt aus zusätzlichen Investitionsmitteln des Bundes. Das Ministerium fördert bereits jetzt solche Initiativen in Betriebskitas. Nach den Plänen des Familienministeriums soll bereits im Herbst das sogenannte Interessenbekundungsverfahren starten, bei dem sich die Kita-Träger um Geld aus dem Fördertopf bemühen können. Das Interesse scheint groß zu sein. Schon jetzt gebe es „etliche Anfragen“, sagte eine Ministeriumssprecherin in Berlin.

Kindergärten mit verlängerten Öffnungszeiten gibt es bereits einige. Doch nicht überall werden solche Angebote von den Eltern auch angenommen. So hat etwa eine Berliner Kita den Übernachtungsbetrieb wieder eingestellt. Das Angebot rechnete sich nach Angaben des Betreibers nicht. oes

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