piwik no script img

Smalltalk mit der Queen

Wie es sich anfühlt, von einem gekrönten Haupt angesprochen zu werden, hat unser Autor erfahren

Eigentlich begann alles mit einem Zufall. Seit sich mein Studienende abzeichnet, lese ich den wöchentlichen Newsletter der TU Berlin. Vor ein paar Wochen kam wieder einer. 50 Jahre Queen’s Lecture wird im Hause gefeiert – mit der Namensgeberin höchstpersönlich. Und das Beste: Ein paar Studenten dürfen auch teilnehmen. Link zur Bewerbung. Bitte hier klicken.

Mittwoch ist es so weit: Die Schlange ins TU-Hauptgebäude ist elendig lang. Nichts mit der erhofften Exklusivität. Im Lichthof der TU wartet ein Orchester. Eine Leinwand. Absperrband. Ein paar Stühle. Nicht wirklich viele Leute. Die meisten davon schick angezogen. Ich bin klamottentechnisch eher auf dem Weg zum Späti als zu einer Königin. Ganz links an der Kordel noch ein freies Plätzchen.

Dann kommt sie, auf der Leinwand Spalier und Fahnen. Ansage: Alle auf ihre Position! Die Kanzlerin, der Präsident und die Queen sind gleich hier. Bitte schon mal klatschen. Erste Nervosität.

Schnell noch im Smartphone den Queen-Knigge lesen, bevor man es auszustellen hat. Mit „Your Majesty“ anreden, keine Fragen stellen, Kopf senken bei der Begrüßung. Keine Zeit, sie kommen. Keine drei Meter an mir vorbei. Man ist ja nicht jeden Tag mit Staatsgrößen in einem Raum, nicht!? Da wird einem schon etwas anders. Das Orchester setzt ein. Applaus. Schön gespielt. Jetzt bitte hier­über zum Tisch mit den tollen Sachen der TU. Oh Gott, da stehe ich. Schön, sagt die Queen. Wie teuer ist diese Panoramawurfkamera? 600 Euro? Ist ja billig!, sagt sie.

Mit Studenten sprechen

Ansage: Wollen Sie mit ein paar Studenten sprechen, Eure Majestät? Und dann hält sie auf mich zu. Oh, Gott. Jetzt bloß nicht blamieren. „Hello“, sagt sie. Hello, your majesty. Was ich studiere, Ma’am? Geodesy und Geoinformation Science. Was das ist? Ach Gott, wie erklärt man das einer Königin, wenn nicht mal die eigenen Freunde das verstehen. Satellitenbau, Ma’am. Das könnte man vielleicht wirklich damit machen, wenn man das Studium ernster genommen hätte als ich. Sehr interessant.

Dann gehen sie alle. Wahrscheinlich ist der Queen scheißegal, was ich studiere oder auch nicht studiere. Aber wann hat man sonst die Chance, der Königin von England zu erklären, was man so macht, wenn schon die eigenen Freunde das nicht verstehen!? Christian Schlodder

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen