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"Falsches Signal"

Verkehr Die Harley Days passen nicht zur Umwelthauptstadt Europas, sagt der BUND

Manfred Braasch

48, Ernährungswissenschaftler, ist seit 1996 Landesgeschäftsführer des BUND und für Projekte zuständig.

taz: Wie passen die heute startenden Harley Days zur Umwelthauptstadt Hamburg, Herr Braasch?

Manfred Braasch: Die Harley Days mit in diesem Jahr prognostizierten 60.000 Bikern passen natürlich nicht zu einer Umwelthauptstadt Europas. So viele zusätzliche Fahrzeuge bringen Lärm und Schadstoffe in die Stadt.

Lässt sich eigentlich messen, wie viel zusätzliche Abgase das Harley-Wochenende bringt?

Das lässt sich theoretisch anhand von Durchschnittswerten ausrechnen, aber wir kennen derzeit noch keine Zahlen. Außerdem muss man bedenken, dass die 60.000 Biker auch irgendwo herkommen. Da kommen erhebliche Kilometerzahlen zusammen, wo Kraftstoff verbraucht wird und wo zusätzlich Lärmemissionen auch für die Hamburger entstehen. Die 40 Kilometer lange Parade am Sonntag wird aber zum Glück hauptsächlich durch den Hafen führen.

Weil sich Anwohner in Vorjahren dagegen gewehrt haben, dass der Parcours durch Wohngebiete führte.

Ja, da gab es Auseinandersetzungen. Die neue Route ist eine Reaktion darauf.

Warum misst der BUND die Schadstoffemissionen der alljährlichen Harley Days nicht systematisch?

Dafür haben wir mangels Geld leider weder Kapazitäten noch Instrumente.

Und was müsste passieren, damit der BUND offiziell gegen die Harley Days protestierte?

Wir sind ja gegen diese Veranstaltung, weil sie weder in die Zeit noch in eine Umwelthauptstadt Europas passt. Es ist für den BUND das falsche Signal. Mobilität muss anders organisiert werden. Wir brauchen keine motorrad- und autozentrierte Verkehrspolititk, sondern einen anderen Mobilitätsbegriff, bei dem es mehr um Fahrrad, ÖPNV und intelligente Nutzungen von Fahrzeugen etwa durch Car Sharing geht.

Harley-Fahren wäre also nicht intelligent?

Harley ist eine Leidenschaft, die rational nicht zu erfassen ist. Ob das intelligent ist, will ich nicht beurteilen. Jedenfalls wird diese Veranstaltung von bestimmten Bevölkerungsgruppen gewünscht.

Welche meinen Sie?

Es gibt eine Faszination für Technik, die durch alle Schichten geht. Immerhin kommen neben den Fahrern ja mehrere Tausend Schaulustige, die sich an diesen Gefährten erfreuen.

Aber ist so ein Harley-Treffen mit ordentlich Lärm und Dreck nicht das Ritual einer Macho-Kultur, die noch längst nicht überwunden ist?

Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht.

Interview: PS

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