LESERINNENBRIEFE :
Stromkunden zahlen Rendite
■ betr.: „Flucht in die Windmühle“, taz vom 14. 1. 13
Wieder eine Regelung, die die Energiewende unnötig teuer macht. Offshore-Windkraft ist extrem aufwändig und verbraucherfern. Fundament- und Leitungsbau machen den Windstrom von der See sehr viel teurer als den Windstrom vom Land, obwohl der Wind da schwächer weht. Für die Kosten ist eben nicht nur der Ertrag wichtig, sondern auch der Aufwand, den man treiben muss, um diese Ernte einzufahren. Und jetzt kommt noch diese satte Rendite für die Anleger dazu. Wie viel die Versicherer davon an ihre Kunden weitergeben, ist völlig offen. Sicher aber ist, dass die Kosten wieder einmal den Haushaltsstromkunden aufgebrummt werden. Sie müssen schon für die Entlastung der Großverbraucher von der Ökostromzulage herhalten, stemmen überproportional hohe Anteile der Netzkosten und dürfen zusätzlich zur EEG-Umlage auch noch die Haftungsumlage oder „Rösler-Umlage“ tragen.
Wieso soll der Stromkunde für die Versäumnisse von Netzbetreibern aufkommen? Das ist der beste Weg, um die Energiewende in Misskredit zu bringen. EDUARD BELOTTI, Augsburg
Politik hat Nachhaltiges geschaffen
■ betr.. „Ziemlich verschiedene Freunde“, taz vom 23. 1. 13
Lieber Bernhard Pötter,
vielen Dank für den Artikel aus dem heutigen Paris. Ich habe sechs Jahre in Paris gelebt und habe die gleichen Erfahrungen gemacht – aber von 1960 bis 1966, das heißt, die Französinnen brauchten de Gaulle und Adenauer nicht, um Deutsche herzlich und ohne Vorwürfe aufzunehmen.
Noch heute tut es mir leid, dass mir damals Dreizehnjähriger nicht bewusst war, wie kurz die Zeitspanne von 15 Jahren für Erwachsene ist, und dass Krieg und Besatzung für die Menschen, die ich in Paris kennengelernt habe, keine weit zurückliegende Vergangenheit war.
Ich denke, es war ein großes Glück, dass der Wunsch der Menschen nach Aussöhnung zeitlich zusammengefallen ist mit der Erkenntnis der Politiker, wie wichtig diese Aussöhnung war. Und so können wir heute erleben, dass Politik damals tatsächlich einmal etwas Nachhaltiges geschaffen hat. ESTHER KUPKA, Waldbröl
Alte Reifen verbrannt
■ betr.: „Die schwarze Stadt“, sonntaz vom 19. 1. 13
Vielen Dank für den ergreifenden Bericht über Copsa Mica. Erst kürzlich hatte ich mich darüber mit einem Verwandten unterhalten. Vor 26 Jahren bin ich zweimal durch Copsa Mica gefahren. Zuerst mit dem Zug: Die Wiesen waren schwarz und die Fabriken in dem wirklich schönen Tal wirkten gespenstisch. Heimzu per Autostopp lag Copsa Mica auf dem Weg zwischen Herrmannstadt und Eisenstadt und wir sahen die Menschen mit schwarzen Gesichtern und Händen auf den Straßen. Wir dachten zuerst an Steinkohlebergbau. Aber es sah noch schlimmer aus. Was war da los?
Drei Jahre später im Sommer 1990 erfuhr ich aus der Wochenbeilage der Stuttgarter Zeitung, was die Ursache war: Die Rußfabrik verrußte nicht Erdöl, wie es die Technologie ursprünglich vorgesehen hatte, sondern aufgrund der Devisenbewirtschaftung des rumänischen Erdöls wurden alte Reifen verbrannt. Das sprengte selbst für mich als DDR-Bürger die bisherigen Vorstellungen von Umweltfrevel! Wenigstens zeigen die Abbildungen, dass Copsa Mica nicht mehr schwarz ist. Dass das noch lange nicht reicht, beschreiben Sie sehr anteilnehmend. STEFFEN FÖRSTER, Meißen
Eine tolle Einsicht
■ betr.: „Mit offenen Ohren und leeren Händen“, taz vom 23. 1. 13
Eine tolle Einsicht von Bundesumweltminister Peter Altmaier, dass ohne Endlager eigentlich nie ein Atomkraftwerk ans Netz gedurft hätte.
Weitere Einsichten böten sich an, wie diese, dass Atommüll aus heutiger Sicht eigentlich nie in Salzbergwerken hätte eingelagert werden dürfen (siehe Asse II). Oder diese, dass aus vergangener Sicht eine Erkundung des Gorlebener Salzstockes nie hätte erfolgen sollen, wenn man den geologischen Gutachten gefolgt wäre.
Aber wozu taugen nun die verausgabten 1,6 Milliarden?
Vielleicht als Reifelager für Gorlebener Käsespezialitäten? Oder vielleicht könnte man dort Alteier zu Soleiern reifen lassen? Vielleicht sollte der Minister sich mal auf diese besinnen und ein Tempolimit auf Autobahnen durchsetzen, denn aus heutiger Sicht hätte man nie Autos mit einem so hohen CO2-Ausstoß fahren lassen dürfen. Und so könnte er auch jeden Autofahrer persönlich besuchen, wenn es seine Restlaufzeit zulassen würde.
RUDI BLAZEJAK, Ritterhude