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Liebesgrüße aus Korea

BEGEGNUNGEN Die Koreanischen Filmtagen im Hamburger Metropolis widmen sich bis zum 5. Juli koreanisch-deutschen Beziehungen

Gukje Shijang erzählt von einer Familie im Koreakrieg Foto: Ode to my father

Dass sich das Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken zu einem Mainstream-Event entwickelt hat, ist einer koreanischen Filmemacherin zu verdanken. Sung-Hyung Cho drehte 2006 „Full Metal Village“ über die kleine norddeutsche Gemeinde, in die jedes Jahr viele Tausend Fans mit merkwürdigen Frisuren, Kostümen und Verhaltensweisen einfallen.

Der Dokumentarfilm ist auch deshalb so außergewöhnlich, weil die Regisseurin sich darin selbst als Ausländerin in Szene setzt, auf deren vermeintlich naive Fragen die Dorfbewohner und Festivalteilnehmer sehr offen und komisch antworten. Sung-Hyung Cho, die Professorin an der HDK Saar ist, hat seitdem zwei Dokumentationen über koreanisch-deutsche Begegnungen gemacht. Den Kinostart ihres Films „Verliebt, Verlobt, Verloren“ haben die koreanischen Filmtage zum Anlass für eine Werkschau genommen.

In ihrem neuen Werk erzählt sie vom Schicksal einiger Frauen aus der DDR, die in den 50er-Jahren Liebesbeziehungen zu Studenten aus Nordkorea hatten. Durch ihre Rückkehr in den frühen 60er- Jahren zerbrachen Familien. Thematisch ist dies eine Weiterführung ihres Films „Endstation der Sehnsüchte“ von 2009, in dem sie südkoreanische Frauen porträtiert, die in den 70ern in die BRD umzogen. Heute leben sie mit ihren Ehemännern in einem deutschen Dorf in Korea, das die Regierung eigens für sie bauen ließ.

Mit dieser Werkschau als Schwerpunkt bot es sich an, die diesjährigen koreanischen Filmtage unter das Motto „koreanisch-deutsche Begegnungen“ zu stellen. Und dies auch, weil einer der erfolgreichen koreanischen Spielfilme des letzten Jahres zum Teil ebenfalls von der Emigration von Koreanern nach Deutschland erzählt. In „Ode to My Father“ erzählt Gukje Shijang im Stil einer Melodrams von einer Familie, die versucht, im Koreakrieg vom Norden in den Süden des Landes zu fliehen, und dabei getrennt wird. Der älteste Sohn muss sich schon als Zwölfjähriger um seine Familie kümmern. Später reist er nach Deutschland, um in den Kohlebergwerken zu arbeiten.

Neben einem Kurzfilmprogramm werden vier weitere Werke gezeigt, die in Deutschland produziert wurden. „Nicht Fisch und nicht Fleisch“ ist das Werk eines deutschen Regisseurs. Matthias Keilich erzählt darin von einem aus Korea adoptierten Baby und den Schwierigkeiten, zwischen den Kulturen zu leben. Die Koreanerin Heesook Sohn ließ sich in „Happy Family“ von einem alten Familienfoto zur Recherche ihrer Kindheit inspirieren. HIP

„Aus weiter Ferne nah“, 5. Koreanischen Filmtage: bis 5. Juli, Metropolis, Hamburg

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