Abreibung für Werder

NORDDERBY Fünf Tore, zwei Platzverweise: Der HSV gewinnt knapp aber verdient gegen Werder Bremen

Es gibt günstigere Voraussetzungen für ein Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen in der Fußball-Bundesliga: Werder-Trainer Thomas Schaaf hatte nach „der besten Vorbereitung seit Jahren“ zuschauen müssen, wie seine Mannschaft beim ersten Spiel danach beim 0:5 von Borussia Dortmund in Einzelteile zerlegt wurde.

Auch beim HSV gab es zuletzt schlechte Nachrichten: Das dritte Jahr hintereinander hat der Verein gewaltigen Verlust gemacht. Er muss entweder ins internationale Geschäft kommen oder im Sommer Leistungsträger verkaufen. Dieses Nordderby bot also die Chance, die negativen Schlagzeilen der vergangenen Woche vom Tisch zu wischen.

Werder-Trainer Thomas Schaaf hatte sein Team umgekrempelt: Neben den angeschlagenen Offensivkräften Marko Arnautović und Aaron Hunt blieben auch Sebastian Prödl und der linke Flügelspieler Eljero Elia draußen. Stattdessen spielten Assani Lukimya, Zlatko Junuzovi, Aleksandar Ignjovksi und – erstmals in dieser Saison von Beginn an – Mehmet Ekici. Zwei von ihnen brachten Werder nach neun Minuten in Führung: Ignjovksi flankte von rechts und Lukimya traf mit dem Hinterkopf.

Ein idealer Auftakt, um das Bremer Selbstbewusstsein zu stärken. Aber es dauerte nur 20 Minuten, da wurden die vielen Nachlässigkeiten und Fehlpässe der Bremer bestraft: Hamburgs Heung Min Son setzte sich stark gegen Theodor Gebreselassie durch und überlistete Sebastian Mielitz im Werder-Tor mit einem haltbaren Kunstschuss aus spitzem Winkel.

Nach der Pause standen die Werder-Spieler kaum wieder auf dem Platz, da lagen sie hinten: Dennis Diekmeier flankte von rechts, Dennis Aogo traf aus kurzer Distanz zum 2:1 für den HSV. Werder schwamm. In der 53. Minute verwandelte Artjoms Rudnevs eine Aogo-Flanke zum 3:1.

Als alles nach einem Debakel für die Bremer aussah, kamen sie wieder: Sokratis überraschte René Adler und traf mit einem Fernschuss unter dem HSV-Torwart durch zum 2:3. Der Schwung des HSV war nun gebremst. Nach 80 Minuten musste Werder-Kapitän Clemens Fritz nach einem Foul an Tolgay Arslan mit Gelb-Rot vom Platz, kurz vor Schluss ereilte den eingewechselten Arnautović nach einer Provokation gegen den Schiedsrichter dasselbe Schicksal.

Der HSV brachte die verdiente Führung gegen dezimierte Bremer über die Zeit. Die Hamburger können sich also weiter mit dem Projekt europäische Geldquellen befassen, während die ambitionierte Bremer Mannschaft im unteren Tabellendrittel in eine Identitätskrise rutschen könnte.  JAN KAHLCKE