DAILY DOPE (601)

Vor anderthalb Wochen wartete alle Welt auf das große Geständnis von Lance Armstrong. Der sinistre Amerikaner enttäuschte die Welt und gab weniger zu, als ohnehin schon bekannt war. Seit gestern wird nun wieder auf ein großes Geständnis gewartet. In Madrid muss sich Eufemiano Fuentes, sieben Jahre nachdem seine Blutdopingwerkstatt aufgeflogen ist, vor Gericht verantworten. Mehr als 150 Journalisten hatten um eine Akkreditierung nachgesucht und warteten auf den Mann, der einst Radsportlern wie Jan Ullrich, Ivan Basso oder Tyler Hamilton mit seinen Mitteln und Methoden Beine gemacht hatte. Fuentes, der sich gut gelaunt an den Reportern und den 15 Kamerateams vorbeidrängte, ist wegen Gefährdung der öffentlichen Gesundheit angeklagt. Und nur darüber will Fuentes reden. So hat er es angekündigt, bevor er am Montagvormittag das Gerichtsgebäude betreten hat. Die große Beichte hat er jedenfalls nicht geplant. „Ich werde nur auf Fragen des Richters antworten. Und dabei geht es nicht um Doping, sondern um Gesundheitsgefährdung.“ Die hat indes durchaus etwas mit Doping zu tun. Denn da geht es um gefrorenes Spitzensportlerblut und darum, ob eine Unterbrechung des Kühlkreislaufs, wie sie einmal vorgekommen ist, die Gefährdung der Gesundheit darstellt, wegen der sich Fuentes vor Gericht verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft fordert für Fuentes und vier seiner Helfer, die ebenfalls angeklagt sind, Haftstrafen von zwei Jahren sowie Berufsverbot für den Mediziner. Von sich aus will der gelernte Frauenarzt nichts verraten, was nicht schon jeder wissen kann. „Ich habe nicht vor, auch nur einen Namen eines meiner Kunden zu nennen. Das alles ist vorbei. Ich möchte es vergessen. Ich will kein Held sein und auch kein Märtyrer.“ Am ersten Prozesstag wurde dann erst einmal lange über das Prozedere der Verhandlung diskutiert. Die geplante Vernehmung Fuentes’ wurde auf Dienstag verschoben. Das Warten ging weiter. ARUE