Fußball: Blumen des Bösen

Die deutschen Fußballerinnen besiegen Tschechien mit 5:0, beeindrucken aber nur den Gästetrainer

"Das war Panzer gegen Fahrrad": Bianca Rech (re.) kämpft mit Petra Divisova Bild: dpa

GERA taz Inmitten Geraer Parklandschaften liegt das Stadion der Freundschaft. Man schlendert vorbei an Blumenbeeten, hängenden Pelargonien, lässt Orchideen und Rosen, Fuchsien und Chrysanthemen, Dahlien und sprießende Stauden links liegen, passiert weiße Baldachine und entzückende Pavillons.

Dann erreicht man die Spielstätte, in der sich am Donnerstagnachmittag "Schreckliches" zugetragen hat, wie der tschechische Trainer behauptete: "Das war wie Panzer gegen Fahrrad", sagte er. Und nochmal: "Wie Panzer gegen Fahrrad." Der alerte Herr aus Prag konnte leidlich Deutsch und hatte sich auf dieses Bild versteift, was so falsch nicht war, denn sein Team hatte mit 0:5 gegen die deutsche Frauenfußballnationalmannschaft verloren, den amtierenden Weltmeister. Das tschechische Fahrrad war nach neunzig Minuten nicht verbeult, es war Schrott, so viel war sicher, doch es hatte lange gedauert, bis der von Dusan Zovinec so oft beschworene deutsche Tank ins Rollen kam und das Zweirad ordentlich demolierte.

Trainerin Silvia Neid präsentierte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel ein Bukett von Fehlern. Ihre Elf hatte vor 4.700 äußerst wohlwollenden Zuschauern, die obendrein auch noch einen heftigen Gewitterregen erdulden mussten, viel falsch gemacht - sechs Wochen vor der Weltmeisterschaft in China. Neids "Ballköniginnen" - so stands auf DFB-Shirts - wollen den Titel in Asien verteidigen. Dazu müssen sie sich steigern.

Das Spiel in Gera kam nicht über das Niveau einer Kreisliga-Partie im Männerfußball hinaus. Obgleich die Tschechinnen den Ball nur einmal gefährlich in den Strafraum der Deutschen bolzten, tat sich der Favorit gegen die Nummer 19 der Weltrangliste erstaunlich schwer. "Wir hatten viele Probleme beim Umschalten", sagte Silvia Neid, "wir hatten keine Präzision in den Pässen nach vorn, wir standen vorn zu sehr auf einer Linie." Streng gerügt wurde Angreiferin Anja Mittag, die trotz größter Chancen das Tor nicht treffen wollte. "Das war ein ganz schlechtes Spiel von Anja, sie wirkte unkonzentriert und schlampig", sagte Neid unverblümt über die Spielerin des 1. FFC Turbine Potsdam. Das ist ein anderer Tonfall als bei den Männern. Dort wird die rhetorische Kunst der Verklausulierung und - gern auch zünftiger - der Dampfplauderei gepflegt. Hier scheint man Tacheles zu reden. Das ist nicht schlecht. Das macht es für alle einfacher.

Zwei Spiele hat sie noch, Neids Auswahl, um sich zu verbessern. Aus der Schweiz und Norwegen kommen die nächsten Gegnerinnen. In der kommenden Woche wird dann auch der gültige WM-Kader benannt. "18 Spielerinnen weiß ich schon, bei dreien ist noch ein Fragezeichen", sagte Neid. Bereits besetzt ist der Posten im Tor. Nadine Angerer (Turbine Potsdam) darf zwischen den Pfosten stehen. Silke Rottenberg (Frankfurt) ist nur Ersatz.

Es hat zaghafte Versuche der Medien gegeben, das Duell der Hüterinnen auf den Zweikampf von Oliver Kahn und Jens Lehmann zu beziehen. Das scheiterte. Weil Frauenfußball noch nicht ganz so bedeutend ist wie der Kick der Männer und weil Rottenberg jetzt eh verletzt ist an der Wade. In Gera humpelte sie zur Bank.

Gut zu Fuß war indes der tschechische Coach, dem das blumige Schlusswort zur Leistung der Gäste gebührt: "Mädchen hatten Idee im Kopf, aber Fußmuskel faul."

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