SPD BaWü: Basis findet Intrigen schlimmer als Vogt

Baden-Württembergs SPD bestätigt ihre umstrittene Chefin im Amt. Die Parteibasis ist Harmonie wichtiger als ein Wechsel.

Entspannung nach der Wiederwahl: Ute Vogt. Bild: ap

FELLBACH taz Ute Vogt hat ihren Hals gerettet. Baden-Württembergs Sozialdemokraten bestätigten sie auf einem Parteitag im schwäbischen Fellbach mit 77,4 Prozent der Stimmen. Zuvor schaffte es die 42-Jährige, die Stimmung der Delegierten gegen ihre Gegner zu wenden, die vor allem in der SPD-Landtagsfraktion sitzen.

In ihrer Rede geht Vogt, die gern spontan und anekdotenhaft spricht, auf Nummer sicher. Sie hält sich streng ans Manuskript. Balsamiert die Genossen mit einer Erfolgsbilanz ein, als regierte nicht die CDU, sondern die SPD das Land seit 50 Jahren. Hakt Mindestlohn und Schäuble-Kritik ab. Gibt ein paar Fehler im erfolglosen Wahlkampf zu, verspricht ein Programm zur Basisbetreuung und Profilschärfung.

Gegen Ende wechselt Vogt die Rolle. Sie ist jetzt die Lehrerin, die eine Fairnesspredigt hält. Der Platz für Kritik sei auf Parteitagen und in Gremiensitzungen, ruft sie, "und nicht in den Medien und nicht über anonyme Botschaften oder gegenseitige Bosheiten." Jetzt toben die Ortsvereinschefs, Gemeinderäte und Arbeitskreisvorsitzenden. Vogt sagt: "Mit denjenigen, die nur im Hintergrund stark sind, wird unsere SPD nicht das Vertrauen der Menschen gewinnen." Wieder großer Applaus.

Kurz nach Vogt steht Sonja Elser am Redepult. Sie ist Mitte dreißig, Chefin des Arbeitskreises sozialdemokratischer Frauen im Ostalbkreis. Sie hat die Intrigen gegen Vogt satt. "Das Theater der letzten Wochen war unerträglich", ballert sie los. "Wir haben andere Probleme. Wir werden immer weniger Mitglieder. Und immer weniger machen mit." Tosender Beifall. Elser zweifelt aber auch Vogts Versprechen an. Schon lange werde angekündigt, die Basis mitzunehmen. "Wir stehen immer noch an den Bushaltestellen und warten." Für Vogt werfen sich Gesundheits-Staatssekretärin Marion Caspers-Merk und der linke Bundestagsabgeordnete Herrmann Scheer in die Bresche. Die meisten Kritiker geben klein bei und loben sogar Vogts Rede. Einzig die Landtagsabgeordnete Birgit Kipfer lästert, sie wolle eine Chefin, von der man das Gefühl habe, dass ihre Worte "durch die eigenen Gehirnwindungen gekommen sind."

Wolfgang Drexler, Vogts wichtigster Gegner und Vorgänger als Landtagsfraktionschef, bleibt in der Deckung. Bei der Wahl zum Parteirat lassen ihn die Delegierten durchfallen. Auch Vogts Wunsch, über die Spitzenkandidatur im Land erst 2009 zu entscheiden, wird beschlossen.

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