:
ESTHER SLEVOGT
Fragen von Geld und Sex beschäftigen in dieser Woche einige Berliner Bühnen. Das Ballhaus Ost zum Beispiel, wo der Februar mit einem Projekt beginnt, das sich mit Prostitution auseinandersetzt. „What’s left of“ hat sich angesichts der Sex-Industrie in dieser Stadt die Frage gestellt, ob es das geben kann, Sex als selbstbestimmte Arbeit. Ob Sex auch im privaten Bereich angesichts der Reduktion aller Körperlichkeit auf marktkompatible Casting-Schönheit längst Züge von Prostitution angenommen hat. Und wie sie überhaupt aussieht, die Lebenswirklichkeit sogenannter Sexarbeiterinnen. Die Performancekünstlerin Aurora Kellermann hat einen Abend erdacht, der mit kommerzielle und private Sex- und Körperbilder einander gegenüberstellt. (Ballhaus Ost: „What’s left of“, 1.–3. 2., 20 Uhr).
Die männliche Seite des Themas erkunden am gleichen Ort die Puppenspieler von Das Helmi, die am Mittwoch ihr neues Stück „Magnet der Affen“ präsentieren. Wie der Name schon ahnen lässt, ist es an die berühmten Weltuntergangsfantasie „Der Planet der Affen“ angelehnt. Das Helmi sieht der Untergang der Gattung Mensch deutlich auch mit dem Untergang der Gattung Mann und seinem Konzept von Sexualität in Zusammenhang stehen. Aber sehen Sie selbst: (Ballhaus Ost: „Der Magnet der Affen“, 2.–3.2., 20 Uhr).
Geld und Sex, das ist vor 85 Jahren auch schon das wesentliche Leitmotiv der „Dreigroschenoper“ gewesen, wo Huren sich wie frisch verliebte Bürgermädchen benehmen und die Bürgermädchen sich den zahlenden Herren wie Huren an die ungewaschenen Hälse werfen. Bereits in den 1970er-Jahren hat in Brasilien die in der „Dreigroschenoper“ so reizvoll aufbereitete Kombination aus Sex, Verbrechen und Macht den großen Dichter, Sänger und Komponisten Chico Buarque zu einer Neufassung (und Anpassung des Stoffs an brasilianische Verhältnisse) inspiriert. „Ópera do Malandro“ heißt das sambasatte Opus, das von vielen als das bedeutendste Musiktheaterwerk Brasiliens der letzten Jahrzehnte gefeiert wird. Die deutsche Erstaufführung hat nun Lilli-Hannah Hoepner inszeniert. Premiere ist heute Abend (Neuköllner Oper: „Ópera do Malandro“, ab Do, 20 Uhr).
„Schau mich an und lächle!“ heißt eine Tanz-Theaterperformance von José Antonio Toimil im Kreuzberger Theater Aufbau. Es ist von einem Essay Susan Sonntags über Fotografie inspiriert und erkundet Fragen von Voyeurismus, Eros und Theater. Und wie man überhaupt noch sein Ich bewahrt, in dieser von Bildern überfluteten Welt. (TAK: „Schau mich an und lächele!“ Ab heute, 20 Uhr)
■ Mehr Theater:
Tod und drei andere SEITE 9