"Cologne Conference": Nun die ganze Welt

Die 17. Ausgabe des TV-Festivals "Cologne Conference" - und die Frage, ob Programme für mehrere Kultur- und Sprachräume produzierbar sind.

Globalisierung der Glotze: Flach muss es sein. Oder doch nicht? Bild: ap

Die Globalisierung des Fernsehens ist da. Die großen Sendergruppen haben es vorgemacht: RTL ist zehn Ländern aktiv, ProSiebenSat.1 nach der Zwangsheirat mit SBS in diesem Jahr sogar in 13 "europäischen Territorien", wie es im Branchensprech vornehm heißt. Nun ziehen die Produktionsfirmen nach: Seit Mai gehört die in Berlin sitzende MME Moviement zur britischen All3Media. "Size Matters" - auf die Größe kommt es an - war denn auch der Vortrag von All3-Media-Chef Steve Morrison bei der 17. Cologne Conference unverhohlen übertitelt.

Wird also Deutschlands einzige große Produktionsfirma, die nicht wie die anderen Branchenriesen Ufa oder Bavaria mit einem Senderverbund eng verbandelt sind, nun nach knallharten Wachstumszielen geführt? Aus London, von einem internationalen Unternehmen, hinter dem zu allem Überfluss der gern als "Heuschrecke" gelabelte Finanzinvestor Permira steht?

Alles Quatsch, sagt Morrison, der legendäre Exlenker des wichtigsten britischen Privatsenders ITV: "Wenn wir eine Produktionsfirma oder einen Sender kaufen, sehen wir das nicht als Übernahme. Wir lassen das lokale Management auf seinem Posten. Sie sollen weiter ihre eigenen Programmen machen und an ihre eigenen Kunden verkaufen." Das Einzige, was man sofort zusammengelegt habe, seien die internationalen Verkaufs- und Vertriebsabteilungen. Und was das Permira-Investment angehe, sei das wegen einer besonderen Finanzstruktur bei All3Media auch etwas völlig anderes: "Wir sind eine völlig unabhängige TV-Gruppe", so Morrison.

Widerspruch aus dem Publikum regte sich hier nicht, was vielleicht auch daran lag, dass sich bei dieser erstmals "stand-alone" - also unabhängig vom landeseigenen Großkongress Medienforum NRW stattfindenden - Cologne Conference eher wenig Branchenvertreter im Saal verloren. Im 17. Durchgang ist das TV- und Filmfestival wieder stärker beim Programm - und beim Nachwuchs angekommen.

Doch wie kann internationales Produzieren aussehen, wo Sprach- und Kulturbarrieren doch bislang die TV-Märkte so unüberwindbar voneinander abschotteten? Und vor allem deutsche Programmware eher das Nachsehen hatte? "Es gibt keinen Grund, warum deutsche Formate nicht auf Reisen gehen könnten", so Morrison. Zumal die Niederlande ("Big Brother") als viel kleinerer Fernsehmarkt mit komischer Sprache klargemacht hätten, wie gut das geht. Immerhin: "Verliebt in Berlin", die aus Südamerika geklaute (pardon: adaptierte) Telenovela hat als "Ugly Betty" den Sprung in die USA geschafft, und auch die Impro-Show "Schillerstraße" geht auf Reisen. Allerdings bleibt dieser Trend wohl erst mal auf Reality- und andere "Factual Entertainment"-Formate beschränkt. Hier sieht Sander Emmering von Eyeworks aus Amsterdam auch das größte internationale Potenzial. Er muss es wissen - seine TV-Schmiede liefert die "Supernanny" oder den "Frauentausch" international aus.

Nur beim Festivalprogramm der Cologne Conference bleiben Zweifel. Der preisgekrönte Autor Jimmy McGovern hat zwar schon bewiesen, dass in England angesiedelte Stoffe in Deutschland ankommen: Seine Reihe "Für alle Fälle Fitz" war für das ZDF ein Erfolg. Doch McGoverns "The Street", der Eröffnungsfilm des Festivals? Es ist eine Art "Lindenstraße" ohne pädagogischen Zeigefinger, und es geht um eine kleine Straße mit englischen Klinkerhäuschen und Blick auf Manchester. In der ersten Folge vergnügt sich der verheiratete Nachbar mit seiner verheirateten Nachbarin, um danach deren Kind zu überfahren. Wetten, dass das ZDF nicht zugreift?

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