Elite-Universitäten: Geldregen fällt nur im Westen

Die Initiative "Superuni" sorgt international für Aufsehen - und hängt Hochschulstandorte ab: Arme Bundesländer verlieren beim Wettbewerb.

Pech gehabt: Studenten an der TU Berlin. Bild: dpa

BERLIN taz Johann Köppel kommt viel herum in der Welt. Als Vizepräsident der TU Berlin für internationale Beziehungen reist er von Land zu Land, um seine Hochschule im Wettbewerb um die besten Köpfe zu vermarkten. Was ihm dabei auffällt: Sein Verhältnis zu China hat sich in den letzten beiden Jahren sehr speziell entwickelt. "Die Chinesen interessieren sich brennend für die Exzellenzinitiave", berichtet er, "die wollen am liebsten nur noch mit den bisherigen Elite-Unis in München und Karlsruhe kooperieren."

Die beiden Universitäten in München, Technische und Ludwigs-Maximilians-Uni, sowie die Uni Karlsruhe sind die bisherigen Gewinner der Exzellenz-Initiative. Entsprechend gierig sind die acht Uni-Kandidaten, die für die zweite Runde noch in Frage kommen, den Titel "Elite-Universität" zu ergattern.

International hat das gern belächelte "Deutschland sucht die Superuni" viel Aufmerksamkeit erregt. In Deutschland selbst hat das freilich widersprüchliche Effekte. Hans-Heinrich Steinheimer, Hochschulexperte der Gewerkschaft Ver.di, hat die Sorge, dass die Milliarden für die Eliteklasse Finanzmittel für die Masse absorbieren könnten.

Das funktioniert so: Der Bund bezahlt den Löwenanteil der Elitespritzen, zwingt aber die Länder vertraglich dazu, ein Viertel des Zuschusses selbst beizusteuern. "Diese Kofinanzierung muss in manchen Ländern durch Kürzungen bei jenen Unis und Fachbereichen erwirtschaftet werden, die nicht zur Elite zählen."

Diese Befürchtung ist nicht abstrakt, sondern sehr konkret. Das zeigt sich an einer ganzen eliteunifreien Hochschulregion, dem Osten, aber auch innerhalb einzelner Bundesländer. So hat Johann Köppel Angst, dass Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) bei Sparzwang nur noch an der TU Berlin kürzen wird. Denn falls sowohl Humboldt- als auch Freie Universität den Titel bekommen, muss Sarrazin laut der Elitevereinbarung zwischen Bund und Ländern praktisch versprechen, dort nicht mehr zu sparen.

Der Elitewettbewerb richtet die Scheinwerfer nicht nur auf die Exzellenzunis, er wirft zugleich einen langen Schatten auf die föderale Organisation des Hochschulsystems. Als die eindeutigen Verlierer werden insbesondere jene Bundesländer gesehen, die nicht mithalten können beim neuen Wettbewerbsföderalismus. Die armen Länder sind beim nationalen Wettbewerb die Verlierer. Sie seien "nicht in der Lage, das zu leisten, was nötig ist für die Hochschulen", sagt Gesine Schwan, Präsidentin der Viadrina in Frankfurt (Oder). "Es ist absolut notwendig, dass der Bund auch für die Lehre Geld gibt", fordert sie.

Die Wissenschaftsministerin Sachsens, Eva-Marie Stange (SPD), meint sogar, man stehe erst am Anfang einer scharfen Phase des Wettbewerbs, bei dem die Elitezuschüsse nur ein Teil des Problems sind. Wenn erst jedes Land eigene Besoldungsregeln aufstellen könne, "dann kriegen wir einen Wettbewerb um die besten Köpfe, der sich gewaschen hat", warnt sie. Die Gefahr: Der finanzstarke Süden des Landes kann sich dann Professoren kaufen, von denen der Osten nur noch träumen kann.

CHRISTIAN FÜLLER

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