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HerbstgutachtenAufschwung holt nur Luft

Die Wirtschaft wird die US-Finanzkrise aushalten, so die Botschaft des Herbstgutachtens deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute. Doch das Wachstum wird sinken.

"Das ist nicht der Beginn eines Abschwungs": Containerterminals im Hamburger Hafen Bild: dpa

Die deutsche Wirtschaft wird die Finanzkrise einigermaßen unbeschadet überstehen. Der Aufschwung legt im kommenden Jahr nur eine kleine Pause ein. So lautet die Botschaft des Herbstgutachtens der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute, das sie am Donnerstag vorlegten. Nach 2,9 Prozent im vergangenen und 2,6 Prozent in diesem Jahr wird die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr noch um 2,2 Prozent wachsen.

Kalenderbereinigt, also eingedenk der Tatsache, dass es im nächsten Jahr mehr Arbeitstage geben als in diesem, entspricht das sogar nur 1,9 Prozent. "Das ist nicht der Beginn eines Abschwungs, sondern nur ein Luftholen", betonte Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) bei der Vorstellung des Gutachtens in Berlin.

Damit sind die Konjunkturforscher optimistischer als die Experten des Internationalen Währungsfonds. Mit Verweis auf die Auswirkungen der Finanzmarktkrise und den starken Euro senkte dieser in seinem aktuellen Weltwirtschaftsausblick seine Wachstumsprognose für Deutschland im kommenden Jahr von 2,4 auf 2,0 Prozent. Das Wachstum der Weltwirtschaft insgesamt werde sich demnach von 5,2 Prozent in diesem Jahr auf 4,75 Prozent im nächsten Jahr verlangsamen.

Allerdings räumen auch die Autoren des Herbstgutachtens ein, dass die Turbulenzen auf den globalen Kapitalmärkten doch noch negativere Auswirkungen haben könnten. "Das wohl größte Risiko geht von der Immobilienkrise in den USA aus", sagte Torsten Schmidt vom RWI. "Sie könnte sich deutlich länger hinziehen und damit die US-Konjunktur merklicher schwächen als in dieser Prognose unterstellt." Die Weltkonjunktur werde jedenfalls wegen der US-Immobilienkrise merklich an Schwung verlieren. Dazu kämen das Problem des immer teurer werden Euros und der steigende Ölpreis.

"All dies trifft die deutsche Wirtschaft jedoch nicht in einer labilen Situation", meinte Döhrn. Die Auftragsbücher der Industrie seien voll, die Arbeitslosigkeit sei rückläufig, und die Löhne und Renten wüchsen, ohne dabei die Inflation zu stimulieren. Zwar werde die Exportwirtschaft, die den Aufschwung bisher getragen habe, darunter leiden, dass die Nachfrage aus dem Rest der Welt schrumpfe und zugleich der Euro immer teurer werde. Doch eine steigende Inlandsnachfrage werde dies ausgleichen.

Allerdings ist diese Prognose mit vielen Fragen versehen, nicht nur weil unter anderem der IWF ein gesunkenes Verbrauchervertrauen meldet. Die teurer gewordenen Kredite und die hohen Ölpreise dämpfen die Nachfrage sowohl von privaten Haushalten als auch von Unternehmen. Döhrn räumte auch ein, dass sich die Institute insbesondere bei der Prognose des privaten Konsums in der Vergangenheit oft geirrt hätten.

Diesmal loben die Forscher die Lohnzurückhaltung - und damit das Sinken der Reallöhne. Denn dadurch sei die deutsche Industrie wettbewerbsfähiger und der Aufschwung erst möglich geworden. Zugleich hoffen sie auf höhere Lohnabschlüsse, da sich zusätzliche Einkommen direkt in steigender Nachfrage niederschlagen. Zwar sorgt auch eine höhere Beschäftigungsquote für mehr Einkommen, aber das dürfte nicht ausreichen, um den Konsum zu beleben. Die Institute schätzen nämlich, dass die Arbeitslosigkeit von 3,8 Millionen 2007 auf 3,4 Millionen 2008 sinken wird. Das hieße, dass die Arbeitslosigkeit langsamer zurückgeht, als es derzeit der Fall ist.

Das Gutachten enthält eine überaus deutliche Botschaft an die Politik: Bloß nicht die Agenda 2010 in Frage stellen, bloß nicht die Arbeitsmarktreformen rückgängig machen. Die Flexibilisierung hätte dafür gesorgt, dass der konjunkturelle Aufschwung schnell auf dem Arbeitsmarkt angekommen sei - allen voran durch die verstärkte Einstellung von Leiharbeitern. Es wäre ein falsches Zeichen, wenn sich Kurt Beck mit seiner Forderung nach einem längeren Bezug des Arbeitslosengeldes für ältere Menschen durchsetzen sollte. Hartz IV habe Arbeitslosen einen stärken Anreiz gegeben, eine Beschäftigung aufzunehmen, sagte Joachim Scheide vom Kieler Institut für Weltwirtschaftsforschung: "Warum sollte man das ändern, bloß weil die Kassen gerade gut gefüllt sind?"

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