Fernsehfilmfestival ohne Sat1 und RTL: Ausstieg Baden-Baden

Obwohl 2006 erstmals der Hauptpreis ans Privat-TV ging, machen RTL und Sat.1 beim Fernsehfestival nicht mehr mit. Dass 3Sat alle Festivalbeiträge ausstrahlt, passt ihnen nicht.

Sat1-Prominienz beim Fernsehpreis in Köln. Nach Baden-Baden kommt sie nicht. Bild: dpa

Heute beginnt im Runden Saal des mondän-verstaubten Kurhauses von Baden-Baden das alljährliche Fernsehfilmfestival. Das Ganze wäre vielleicht nicht einmal der Rede wert, wenn sich diese ursprünglich ebenfalls leicht angestaubte Veranstaltung in den vergangenen Jahren nicht gerade heimlich, aber doch bescheiden und leise zur wohl wichtigsten deutschen TV-Auszeichnung nach dem Adolf-Grimme-Preis gemausert hätte.

Spätestens seit der dieses Jahr von der Branche offenbar nur noch als Pflichttermin durchlittenen Verleihung des Deutschen Fernsehpreises gerät der TV-Auszeichnungsrummel hierzulande in Bewegung. Und Baden-Baden hätte beste Chancen: Schließlich überwand das Festival im vergangenen Jahr seine Scheu vor allem Privaten und zeichnete - zum Entsetzen manch Altvorderer - die so intelligente wie witzige ProSieben-Komödie "Meine verrückte türkische Hochzeit" mit dem Hauptpreis aus. Eine neue Jury - unter Leitung der Ex-Deutscher-Fernsehpreis-, Ex-Grimme-Preis-Juryvorsitzenden Klaudia Wick - tritt an. "Erstmals eine Frau" - und dann noch eine Ex-taz-Chefredakteurin, jubiliert die offizielle Mitteilung des Festivals. Auch dies ein Zeichen: Baden-Baden bewegt sich.

Natürlich konnte man sich nicht dazu durchringen, wirklich junge Menschen in die öffentlich tagende Jury zu berufen. Doch immerhin drängen sich neben der TV-Kritikerin Wick mit Fernsehproduzent Nico Hoffmann ("Dresden" et al), der Regisseurin Claudia Garde, der Medienprofessorin Michaela Krützen, dem Schauspieler Georg Uecker und FAZ-Filmkritiker Michael Althen erfrischend viele Fortysomethings auf dem Podium und ermäßigen so schon mal das gefühlte Kurstadt-Alter.

Der demokratischste TV-Preis ist Baden-Baden sowieso: Öffentlich und kostenlos (sogar der Kaffee!) ist das Ganze seit je. Nachdem die Jury den jeweiligen Film zerpflückt hat, darf jedeR im Saal mitkriteln, oder, seltener, loben. Und selbst die ZuschauerInnen sind seit Jahren mit einem eigenen Preis vertreten: 3sat wiederholt alle Festivalbeiträge im Hauptabendprogramm.

Gerade hier waren die Privatsender schon immer weiter vorn mit dabei. Doch anders als Vorjahressieger ProSieben machen RTL und Sat.1 ausgerechnet jetzt schlapp: Die beiden Privatsender steigen beim Festival aus. Schuld, sagt Sprecherin Kristina Faßler für Sat.1, sei ebenjene 3sat-Ausstrahlung. Und das medienpolitische Gezocke im TV-System: In Zeiten, in denen die "Öffentlich-Rechtlichen mit einer derartigen Attitüde auftreten", so Faßler, "werden wir mit unseren Filmen auf 3sat keine öffentlich-rechtliche Programmversorgung betreiben".

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