: Irgendwo im Grünen
GIANNI VITIELLO Der Berliner Techno-DJ Gianni Vitiello wurde geliebt. Viele Jahre beglückte er die Crowds in Berlin und anderswo. Am Samstag ist er gestorben
Es gibt Künstler und Musiker, die werden bewundert, der Berliner Techno-DJ Gianni Vitiello wurde geliebt. Sein Label Aromamusic etwa schickt dem „Kumpel“ und ein liebevolles „Rest in Peace, alter Punk“ hinterher. Auf Facebook wurde eine Seite eingerichtet, auf der man kondolieren kann. Vitiello wird dort von Partyveranstaltern, DJ-Kollegen und Clubgängern aus aller Welt verabschiedet wie ein bester Freund: Vitiello ist am Wochenende überraschend verstorben.
Der Flyer hatte ihm bescheinigt, er stehe in der Berliner Clubszene für Integrität. Tatsächlich hat er nie den Schritt zum Superstar mit großer Gage vollzogen, der seine Arbeit vor allem als profitablen Job begreift. Er hat seine Karriere nie geplant, nie angestrebt, in berühmten Clubs als Resident DJ zu arbeiten, obwohl er in internationalen Clubs gespielt hat. Er war einer, der sich auch noch schnell für diese oder jene Party einplanen ließ. Sein Name musste nie oben auf den Flyern stehen. Gianni Vitiello war bescheiden und für einen Helden der Nacht ungewöhnlich allürenfrei.
Er hatte in den Neunzigern begonnen, bald stand sein Name in der Berliner Underground-Techno-Szene für gute Partys. Er legte gern auf dem Karneval der Kulturen auf, in der Bar 25 und immer wieder auf Raves. In Berlin hat er in so ziemlich jedem legalen und lizenzlosen Club gespielt. Als im Sommer das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof besetzt werden sollte, stand er auch bei dieser Aktion hinter den Decks.
Auf den Fotos, die nun überall gepostet werden, sieht man ihn in einem Zelt irgendwo im Grünen hinter zwei Plattenspielern stehen oder einfach nur sitzend in der Natur. Für Vitiello wurde anscheinend auch in den Clubs schnell alles zu eng, er brauchte unbegrenzte Freiheiten, auch für seine Musik.
Gianni Vitiello war ein Typ zum Knuddeln, heißt es. Ein kleines Bäuchlein spannte sich bereits über seinen Hosen. Meist zog er sich so an, dass auch äußerlich sofort klar wurde, dass er das Gegenteil von einem DJ-Karrieristen verkörperte. Er trug gern Jogginghosen und unglamouröse T-Shirts, es war auffällig, wie wenig ihn der Modefirlefanz in der Berliner Clubkultur zu interessieren schien.
Auch als Produzent eigener Musik war er erfolgreich. Er veröffentlichte Technotracks auf kleinen Labels, wobei er sich auch hier keine feste Heimat bei einer bestimmten Plattenfirma suchte. Er arbeitete mit Produzenten wie Oliver Koletzki zusammen und war als Remixer, etwa für 2raumwohnung, tätig. Warum Gianni Vitiello am vergangenen Samstag im Alter von gerade mal 36 Jahren gestorben ist, das ist noch nicht klar, die Ergebnisse der Obduktion stehen noch nicht fest. Sicher scheint zu sein, dass Gianni Vitiello an einer Lungenembolie starb, die ganz plötzlich aufgetreten ist.
ANDREAS HARTMANN