Wirtschaftsprüfung beim UN-Kinderhilfswerk: Weisse Weste mit Flecken

UNICEF sieht Verschwendungsvorwürfe durch ein Gutachten widerlegt. Das Verhältnis zwischen Vorstandschefin Heide Simonis und Geschäftsführer Dietrich Garlichs bleibt aber belastet.

Simonis und Garlichs "haben in den letzten Wochen nicht zu gemeinsamem Handeln gefunden". Bild: dpa

Unicef Deutschland sieht sich von Vorwürfen zur Verschwendung von Spendengeldern entlastet. Die Vergabe von Aufträgen sei stets unter "nachvollziehbaren betrieblichen Rahmenbedingungen" erfolgt, teilte die deutsche Unicef-Sektion mit. Dies sei das eindeutige Fazit einer Wirtschaftsprüfung, die vom UN-Kinderhilfswerk in Auftrag gegeben worden war. Allerdings bemängeln die Wirtschaftsprüfer in vier von fünf untersuchten Sachverhalten "Verstöße gegen bestehende Regeln der Vergabe, Durchführung und Kontrolle von Transaktionen", wie aus ihrem Bericht hervorgeht.

Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs war vorgeworfen worden, externe Berater zu großzügig honoriert und beim Umbau der Kölner Zentrale Spenden verschwendet zu haben. "Es gab keine Verschwendung von Geldern, keine Unregelmäßigkeiten oder gar Satzungs- oder Gesetzesverstöße", erklärte der Vorstand nun. Deshalb spreche er Garlichs sein Vertrauen aus.

Dabei bemängeln die Wirtschaftsprüfer durchaus, dass Mittel nicht nachvollziehbar verwendet worden seien. Bei 8 von 16 Auträgen an eine EDV-Firma waren die schriftlichen Vereinbarungen "seitens der Unicef nicht unterschrieben und entsprechen damit nicht der uns vorgelegten Unterschriftenregelung", schreiben die Prüfer. Für die rund zweijährige Beschäftigung des Beraters Ulrich Z. lag laut Prüfbericht "keine schriftliche Vereinbarung zu Grunde". Auch für die von Beginn 2004 bis Mai 2007 laufende Projektarbeit von Victor L. habe es keine schriftliche Grundlage gegeben.

Nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau hatte Unicef dem Berater L. Honorare in Höhe von 300.000 Euro gezahlt. Für eine Großspende seien rund 30.000 Euro Provision an L. geflossen, "obwohl dieser an der Vermittlung der Spende überhaupt nicht beteiligt war". Für eine Stellungnahme dazu war Unicef nicht erreichbar.

Allgemein teilte das Kinderhilfswerk in einer Erklärung mit: "Keine verantwortlich handelnde Organisation dieser Größenordnung" komme ohne externe Dienstleister aus.

Viele der 8.000 ehrenamtlichen Unicef-Mitarbeiter sind mit der Geschäftsführung dennoch unzufrieden. "Das Vertrauen ist erschüttert", sagt Herbert Schröders, ehrenamtlicher Leiter der Abteilung Niederrhein. Ein Hilfsunternehmen könne sich nicht wie ein beliebiges Unternehmen der freien Wirtschaft verhalten. "700 Euro Spendengelder als Tagessatz für einen Berater - das ist moralisch nicht vertretbar", kritisiert Schröders. Das sei den Spendern nicht zu vermitteln.

Die Unicef-Vorstandsvorsitzende Heide Simonis ist trotz der Querelen nach eigenen Angaben "keineswegs amtsmüde". Die ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin sagte in einem Interview, sie wolle weiter für uneingeschränkte Finanztransparenz bei dem Kinderhilfswerk kämpfen. Mit ihrem Geschäftsführer Dietrich Garlichs habe sie dazu grundlegende Meinungsverschiedenheiten.

Simonis hatte dem Geschäftsführer Garlichs nach Bekanntwerden der Vorwürfe zunächst eigenmächtige und nicht nachvollziehbare Geldgeschäfte vorgeworfen, dies dann aber wieder zurückgenommen. Auch am Montag hatte der Unicef-Vorstand mitgeteilt, man bedauere, dass Garlichs und Simonis "in den letzten Wochen nicht zu gemeinsamem Handeln gefunden haben", sie hätten aber "den Willen zur Zusammenarbeit" betont. Danach sieht es nun aber nicht aus.

Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt weiter wegen Untreue-Verdachts gegen Garlichs. "Wir werden auch das Ergebnis des Gutachtens überprüfen", sagte ein Sprecher der

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