American Football: Bibbernd am Ball

Beim Superbowl-Halbfinale stellten die New England Patriots bei minus zehn Grad ihre Kälteresistenz unter Beweis. Im Finale spielen sie gegen die New York Giants.

Daumen nach oben, aber keinen guten Tag erwischt: Quarterback Brady. Bild: reuters

NEW YORK taz Tom Brady nahm etwas gequält die Trophäe für die Meisterschaft in der American Football Conference entgegen - für den Sieg im Halbfinale um den Superbowl gegen die San Diego Chargers. Im Grunde wollte der Quarterback der New England Patriots nur noch schnell unter die warme Dusche und nach Hause vor den Kamin. Zwei Stunden lang hatte der Kapitän der New England Patriots bei rund minus zehn Grad auf dem Spielfeld in Foxboro, Massachussetts, gestanden, die Viertelstunde für die Siegerehrung vor den sich schnell leerenden Rängen war ihm schlicht zu viel. "Ich bin froh, dass wir zum Endspiel nach Arizona fliegen, wo es warm ist", sagte er bibbernd in das Mikrofon. "Ich habe mir hier ziemlich den Arsch abgefroren."

Gut 1.800 Kilometer westlich in Green Bay erging es den Finalgegnern der Patriots, den New York Giants, bei ihrem knappen Sieg gegen die dort heimischen Packers nicht besser. Im Gegenteil, das Thermometer im nördlichsten Zipfel von Wisconsin war bis auf 18 Celsius unter null gefallen. Und außerdem mussten die Giants gegen die Packers auch noch in die Verlängerung gehen, um ihnen einen knappen 23:20-Sieg abzuringen. Lawrence Tynes, der das spielentscheidende Field Goal für New York schoss, hielt es, nachdem die Entscheidung gefallen war, keine Sekunde mehr im Freien aus und rannte in die Kabine.

Obwohl die beißende Kälte allen vier Halbfinal-Mannschaften auf dem Spielfeld eher ungemütlich in die Knochen gezogen war, hatten sie sich jeweils packende Matches geliefert. Bis zum Ende der regulären Spielzeit stand die Partie zwischen Green Bay und New York auf der Kippe. Als Tynes kurz vor Abpfiff bei Gleichstand einen Field-Goal-Versuch verpatzte, jubelten die tapfer frierenden Fans im ausverkauften Lambeau Field schon so darüber, als hätten sie bereits gewonnen. Doch dann warf ausgerechnet die 38 Jahre alte Quarterback-Legende der Packers, Brett Favre, einen Fehlpass und gab Tynes die Gelegenheit, seinen Fehler gutzumachen. Diesmal platzierte der New Yorker das Schweinslederei zielgenau.

Die Partie der Patriots gegen San Diego war wohl vor allem deshalb spannend, weil ausgerechnet Tom Brady nicht seinen besten Tag hatte. Der Ballverteiler, der nach Meinung vieler Kommentatoren die beste Saison hingelegt hat, die je ein Quarterback absolvierte, warf dreimal daneben und eröffnete damit den Chargers die Möglichkeit, die Siegesserie der Patriots zu beenden. Doch die Gäste schafften es nicht, ihre Gelegenheit zu nutzen, nicht zuletzt, weil die beiden Patriots-Receiver Laurence Maroney und Kevin Faulk die Schwäche ihres Kapitäns durch herausragende Leistungen kompensieren konnten.

Diese Leistungsstärke der Patriots machte eindrucksvoll deutlich, warum die Patriots in diesem Jahr die alles überragende Mannschaft sind.

Das Team von Bill Bellichik hat jetzt als erste Mannschaft seit den Florida Marlins von 1972 die Chance, ohne eine einzige Saison-Niederlage den Superbowl zu gewinnen. Die New York Giants dürften es allerdings den Patriots wohl schwer machen, ihr 19. Spiel hintereinander zu gewinnen. Als sich die beiden Mannschaften im letzten Spiel der regulären Saison Ende Dezember gegenüberstanden, errangen die Patriots nur einen knappen 38:35-Sieg, nachdem die Giants lange deutlich in Führung gelegen hatten. Das Spiel war der Beginn eines ungewöhnlichen Comebacks der Giants: Stark in die Saison gestartet, hatten sie zwischenzeitlich eine eher durchwachsene Bilanz. Nur mit einer Wildcard schafften sie es in die Playoffs, wo sie allerdings mit erstaunlicher Dominanz Tampa und die Dallas Cowboys ausschalteten. "Das Spiel gegen die Patriots war wie ein Funke, der bei uns etwas entfacht hat", erklärte Quarterback Eli Manning am Sonntag den Lauf seiner Mannschaft.

Manning, der auch am Sonntag wieder mit 254 Yards erfolgreicher Pässe überzeugte, ist der Katalysator dieser Wandlung. Manning galt lange als unstet. Er warf während der regulären Saison 20 Fehlpässe - so viele wie kein anderer Quarterback der Liga. Jetzt scheint er jedoch zu sich gefunden zu haben und aus dem Schatten seines Bruders Peyton zu treten, der vergangenes Jahr die Indianapolis Colts zum Superbowl-Sieg geführt hatte. Im letzten Spiel gegen die Patriots im Dezember trieb Eli Manning mit seinen Giants Tom Brady zu einer Rekordleistung an. Und so wird Brady sich am 3. Februar in Phoenix wohl auch nicht noch so einen Tag leisten können wie am Sonntag. Aber dort ist es ja auch wesentlich wärmer als in Foxboro.

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