Berlinale Star-Album (8): Damon Albarn, süß wie immer

Albern aber stimmig ist die Doku "Bananaz" über die britische Band Gorillaz. Sänger Damon Albarn gibt sich prollig, wirkt aber sensibel und süß wie gewohnt.

Wohlerzogenes Hippiekind und liebevoller Vater: Albarn. Bild: ap

Her mit den süßen Engländern! In Mike Leighs "Happy Go-Lucky" war es ein Kinderpsychologe, der mit seinen rötlich bewimperten Augenlidern auf eine Weise blinkerte, dass sich neben der Protagonistin auch ein Teil der Zuschauerinnen vom Fleck weg neu verguckte.

Und die englische Band Gorillaz ist einerseits toll, weil Sound und Cartoon grandios sind, andererseits aber auch wegen Damon Albarn, von dem man ja weiß, dass er außen pfui und innen hui ist: Hatte er nicht damals fast das ganze wundervolle Blur-Album "13" in einem einzigen Liebeskummerrausch nach der Trennung von der "Elastica"-Sängerin Justine geschrieben? Da kann er in Ceri Levys Gorillaz-Dokumentarfilm "Bananaz" noch so prollig herumfrotzeln und den frechen Rabauken mimen: Wer vor einem Auftritt vor Aufregung in einen Mülleimer göbelt, ist sensibel, basta.

Außerdem sieht man es an den Augen. "Der Film ist wirklich albern, ich entschuldige mich im Voraus", sagte Albarn vor der Berlinale-Premiere des Films. Stimmte auch, albern war er, dennoch stimmig und unterhaltsam wie ein langer, besserer Videoclip. Später, auf der Bananaz-Party, half Albarn dem DJ netterweise beim Auswählen von The-Clash-, Dead-Kennedys- und Devo-Platten, trank einen ordentlichen Stiefel und benahm sich wie das wohlerzogene Hippiekind, das er ist.

Kein Vergleich mit den rotgesichtigen Engländerhorden, über die sich Berlin-Mitte- und Friedrichshain-Wirte in letzter Zeit immer beschweren, weil sie mit 19-Euro-Saufbomberflügen rüberkommen und das Reinheitsgebot nutzen. Nein, Albarn, den man im Film einmal mit Tochter Missy auf dem Schoß sieht, zumindest nimmt man an, dass sie es ist, denn seine Augen hat sie nicht, aber welchem strammen Kleinkind sollte ein Möchtegern-Raubein wie Albarn sonst zärtlich das Köpfchen küssen, Albarn jedenfalls hat durch seine Erlaubnis, den Dokumentarfilm entstehen zu lassen, zwar die Idee der Anonymität bei den Gorillaz ad absurdum geführt. Aber man hatte ja eh von Anfang an gewusst, wer dahintersteckt. Niemand sonst kann sich schließlich so gefühlvoll auskotzen.

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