: „Schub aus der Gesellschaft“
Der DGB Bremen veranstaltet heute seinen zweiten Sozialgipfel: Das Thema „Bildung – Zukunft unserer Gesellschaft“ soll ein breites gesellschaftliches Bündnis aktivieren
Bremen taz ■ taz: Der zweite Bremer Sozialgipfel, mit immerhin elf Unterstützern von den Kirchen bis zum AStA der Hochschule, startet unter dem Motto „Es wird Zeit, sich einzumischen“. Ist es ein Fehlschlag, wenn sich dann gerade mal 60 Leute anmelden?
Helga Ziegert, Vorsitzende DGB Bremen-Bremerhaven: Nein. Wir haben, wie auch im letzten Jahr, gezielt eingeladen. Uns kommt es darauf an, ganz gezielt Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen ins Gespräch zu bringen.
Zumindest bei den Unterstützern könnte man sagen, dass es die üblichen Verdächtigen sind: Wohlfahrtsverbände, Kirchen…
Beim letzten Sozialgipfel haben wir durchaus festgestellt, dass sowohl Arbeitslose als auch Unternehmer kommen. Gerade in der Kirche sind ja ganz unterschiedliche Gruppen vertreten, bei uns in der Gewerkschaft ist es sicherlich etwas einheitlicher.
Die Feststellung „Bildung – Zukunft unserer Gesellschaft“, mit der der Sozialgipfel überschrieben ist, ist mittlerweile fast ein Gemeinplatz.
Das stimmt. Alle, von der Berliner Koalition bis zum neuen Bürgermeister Böhrnsen sagen: Bildung steht an erster Stelle. Aber zwischen dem was immer gesagt wird und dem was ist, klafft eine bedenkliche Lücke. Wir glauben, dass da aus der Gesellschaft ein größerer Schub für dieses Thema kommen muss. Und der soll nicht auf Eltern und Erzieher beschränkt sein.
Warum dringt die Stimme der Bildungslobby nicht stärker durch? Schließlich ist das eine potenzielle Koalition vom Kindergarten bis zur Universität.
So ein bisschen mehr dringt sie ja inzwischen durch. Auf der anderen Seite ist es ein Zukunftsthema und mit der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft wird die Stimme der nachfolgenden Generation immer schwächer werden.
Auch bei Ihrer Veranstaltung stellt man sich eher Teilnehmer jenseits der vierzig als die 25-Jährigen vor.
Aber unsere Gesellschaft ist so beschaffen, dass sich auch die Leute jenseits der vierzig dafür einsetzen müssen, wenn sie jemand haben wollen, der einmal ihre Rente zahlt. Diejenigen, die jetzt in den gesellschaftlichen Schaltstellen sitzen, müssen sich äußern. Es ist nicht mehr so wie zu Zeiten der 68er-Generation – zu der ich auch gehöre – als es die Welt noch erschütterte, als die Jugend demonstrierte.
Interview: grä
Der Sozialgipfel findet Samstag von 9–16 Uhr in der Gesamtschule West statt.