"Sports for Human Rights"-Initiator: "Die Sportler werden alleingelassen"

Dürfen sich Olympia-Athleten politisch äußern? "Sports for Human Rights"-Initiator Stefan Pfannmöller beklagt, dass klare Richtlinien für die Olympischen Spiele in Peking fehlen.

Klare Aussage. Aber am Sportlerleib wohl fehl am Platz. Bild: dpa

taz: Herr Pfannmöller, wie viele Ihrer blau-grünen Armbänder mit dem Slogan "Sports for Human Rights" haben Sie bereits abgesetzt?

Stefan Pfannmöller: Bisher noch gar keins. Die sind noch nicht angekommen aus Taiwan, wo sie produziert werden. Wir wollten die nicht in China herstellen lassen. Aber morgen sollen sie endlich ankommen.

Sind bereits welche vorbestellt?

Das ging bisher nicht, die Idee ist ja noch ganz frisch. Aber die Resonanz ist riesig. Das Telefon klingelt jeden Tag und Sportler wie Schwimm-Weltmeisterin Antje Buschschulte, Ruder-Olympiasiegerin Katrin Boron und Judo-Olympiasiegerin Yvonne Bönisch wollen das Armband tragen. Bei den Athleten, die wir angesprochen haben, ist die Reaktion zu 100 Prozent positiv.

Befürchten Sie nicht, Sportler, die ihre Armbänder tragen, könnten von den Spielen ausgeschlossen werden?

Kein Sportler wird einen Ausschluss riskieren. Aber es ist ja noch nicht raus, ob so ein Armband ein Verstoß wäre. Die Aussage auf dem Armband ist meiner Meinung nach keine politische Propaganda: "Sport für Menschenrechte", das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Es gibt doch niemanden, der sagt, er findet Menschenrechte nicht gut - und mehr steht da doch auch nicht drauf.

Das IOC aber könnte Ihre Armbänder als politische Meinungsäußerung interpretieren.

Klar, das kann schon sein. Aber dann steckt man das Armband halt vor dem Wettkampf in die Hosentasche und holt es danach zum Interview wieder raus.

Ihr oberster Sportfunktionär, IOC-Mitglied Thomas Bach, empfiehlt den Athleten, mündig zu sein und sich zu äußern, andererseits aber sollen sie sich politischer Demonstrationen enthalten. Stürzt er damit Sie und Ihre Kollegen in ein Dilemma?

Natürlich. Der Sportler hat doch mit dem Wettkampf schon genug zu tun, wird aber von den Medien angesichts der Ereignisse fast gezwungen, seine politische Meinung kundzutun. Auf der anderen Seite fehlt von Funktionärsseite eine klare Ansage, was denn nun erlaubt ist und was nicht. Die IOC-Charta ist so schwammig formuliert, die entsprechenden Paragrafen können auch als allumfassender Maulkorb interpretiert werden. Wir brauchen eigentlich eine neue Charta, die eindeutig definiert, welche Meinungsäußerungen möglich sind.

Werden Sie alleingelassen?

Ich nicht, ich habe meine Karriere ja beendet. Aber die aktiven Sportler werden in ihrer Unsicherheit alleingelassen. Den Athleten, das kriege ich bei allen Diskussionen mit, fehlt eine klare Stellungnahme. Die große Mehrheit will durch einen stillen Protest in Peking einfach seine Meinung sagen.

INTERVIEW: THOMAS WINKLER

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