Reichen-Schelte vom Generalsekretär: UN fordern Direkthilfen für Bauern

Die Reichen Länder sollen ihre überholte Agrarsubventionspolitik überdenken, verlangt UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon. Subventionen würden zur aktuellen Krise beitragen.

Redet den Industrieländern ins Gewissen: UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon. Bild: ap

BERLIN taz Die internationale Lebensmittelkrise steht derzeit bei jedem globalen Gipfeltreffen im Mittelpunkt der Diskussionen. Jüngstes Beispiel ist die laufende Jahresversammlung der UN-Handelsorganisation Unctad in Ghana.

"Die hohen Preise drohen die bisherigen Fortschritte im Kampf gegen Hunger und Unterernährung zunichtezumachen", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon Anfang der Woche in seinem Vortrag "Handel und Entwicklung beherrschen, damit Afrika reicher wird" zur Eröffnung der Unctad-Konferenz. Er warnte, kein einziges afrikanisches Land sei nach derzeitigem Stand in der Lage, das UN-Millenniumsziel, die Armut weltweit bis 2015 gegenüber 2000 um die Hälfte zu reduzieren, zu erreichen. Mit der Teuerung von Lebensmitteln dürften viele sogar eher noch zurückfallen, warnte Ban. "Es ist Zeit, dass die reichsten Länder ihre überholten Agrarsubventionsprogramme überdenken", so Ban. "Die Subventionen bestrafen die armen Länder und tragen zur aktuellen Krise bei."

Ban Ki-Moons Vorgänger Kofi Annan, von der Würde des Amtes befreit, äußert sich noch drastischer. "Wir sehen möglicherweise schon den Beginn großer Hungerkatastrophen", sagte Annan am Dienstag in Genf. Bauern in Afrika und anderen Erdteilen brauchten dringend Unterstützung, um die Kosteninflation bei Dünger und Saatgut tragen zu können; sonst drohten Hungersnöte.

Dass es um die Sicherung der Ernten 2008 gehen müsse, betonte gestern Jacques Diouf, Präsident der UN-Agrarorganisation FAO. In Paris forderte er Direkthilfen aus den reichen Ländern für Produzenten in armen Ländern. Eine Mitschuld seiner Organisation an den Preissteigerungen von Grundnahrungsmitteln bestritt er. Die FAO wird vom 3. bis 5. Juni einen Sondergipfel zur Welternährungskrise ausrichten.

Nach jüngsten Angaben der Weltbank stiegen die globalen Nahrungsmittelpreise in den letzten drei Jahren um 83 Prozent, der Weizenpreis stieg um181 Prozent. Laut FAO stecken 37 Länder in einer Ernährungskrise; das UN-Welternährungsprogramm WFP schätzt die Zahl der chronisch Hungernden weltweit auf 854 Millionen bei einer Nettozunahme von 4 Millionen im Jahr.

DOMINIC JOHNSON

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