Bloggerin aus Kuba erhält Medienpreis: Inseln der Information

Yoani Sánchez schreibt über ihren Alltag. Die frisch preisgekrönte Bloggerin könnte zur Symbolfigur der unabhängigen Journalisten Kubas werden.

Blogger und Online-Zeitungen - in Kuba weht ein frischer Wind. Bild: dpa

In Kuba ist Yoani Sánchez nur unter Computerfreaks bekannt. Die klicken sich genauso wie viele Exilkubaner in Europa und den USA durch ihr Blog, "Generación Y", und lesen begierig ihre Artikel aus dem kubanischen Alltag. Mit dem Blog, seit April 2007 im Netz, lässt die 32-jährige Sprachwissenschaftlerin die kubanische Zensur ins Leere laufen und kämpft für die freie Meinungsäußerung in Kuba.

Dabei versteht sich die Yoani Sánchez, der Anfang Mai der renommierte spanische Medienpreis "Ortega y Gasset" für Online-Journalismus verliehen wird, nicht als Journalistin. Für sie ist "Generación Y" eine Art Selbsttherapie. Hier "kann ich schreiben, was ich denke und nicht in der offiziellen Presse sagen kann", schreibt die junge Frau, die ihr Geld mit Übersetzungen verdient.

Dabei tritt Yoani Sánchez quasi die Nachfolge von Raúl Rivero an. Der Dichter und Gründer der ersten unabhängigen Nachrichtenagentur auf der Insel hat 2007 denselben Medienpreis erhalten, wenn auch in einer anderen Kategorie. Rivero, der heute in Spanien lebt, steht für eine andere Generation von unabhängigen Journalisten in Kuba. 1995 gründete der heute 63-Jährige mit einer Handvoll Kollegen Cuba Press und machte die Agentur zum Flaggschiff des unabhängigen Journalismus in Kuba.

Bis zum März 2003 - da holte die kubanische Staatssicherheit zum bisher heftigsten Schlag gegen Opposition und Presse aus und verhaftete 75 Kubaner. Darunter auch Rivero und etwa zwei Dutzend Kollegen, von denen viele noch im Gefängnis sitzen. Andere, wie Iván García von Cuba Press, haben nach mehreren Besuchen des Geheimdienstes das Schreiben eingestellt.

An deren Arbeit knüpfen Blogger wie Yoani Sánchez oder die Gruppe von "Potro Salvaje", einem weiteren bekannten Blog, an. Die tummeln sich genau wie die digitale Zeitschrift Consenso auf der Internetplattform desdeCuba.com und liefern Informationen, die in den offiziellen Medien des Landes nicht vorkommen. Dazu gehört auch die Nachricht von der Preisverleihung an Yoani Sánchez, die zur neuen Symbolfigur der unabhängigen Journalisten in Kuba werden könnte.

Doch auch abseits der Blogs tut sich etwas in Kuba. So ist mit Noticias Consenso eine neue Wochenzeitung entstanden, die vorwiegend per E-Mail verschickt wird und sich als überparteilich definiert. "Wir veröffentlichen alles, sowohl von der Regierung als auch der Opposition", erklärt Redaktionsleiterin Mara Michel, "und wollen als nationale Zeitung wahrgenommen werden."

Das will auch Convivencia, die neue Zeitung von Dagoberto Valdés. Valdés, ehemaliger Chefredakteur der mittlerweile eingestellten kritischen Kirchenzeitung Vitral, hat es in wenigen Monaten geschafft, eine neue pluralistische Zeitung auf die Beine zu stellen - und 4.000 E-Mail-Abonnenten zu akquirieren. Für kubanische Verhältnisse ein immenser Erfolg - der in den Ministerien am Platz der Revolution kaum unbemerkt geblieben sein dürfte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.