Vatertag in Potsdam: Potsdamer Polizei spielt Angriff herunter

Nach einem Angriff von 30 betrunkenen Vatertagsausflüglern auf einen von Kurden betriebenen Dönerimbiss in Potsdam ist für die Polizei ein fremdenfeindlicher Hintergrund nicht ersichtlich. Antifa und Betroffene sind empört.

Eine Auseinandersetzung zwischen den Betreibern des Döner-Imbiss XXL2 und einer Gruppe von 30 alkoholisierten Männern wird in Potsdam heftig diskutiert. Polizei, Antifaschistische Linke Potsdam und die Dönerladen-Betreiber streiten darüber, ob die Schlägerei am 1. Mai einen rassistischen Hintergrund hatte.

Der Aktionskreis Antifaschismus Potsdam ist überzeigt: "Die Schlägerei hat einen eindeutig rassistischen Charakter gehabt", sagt Alissa Berger*, Presseprecherin des Aktionskreises, der taz. Auch Ölmer Erol, Mitarbeiter des Imbisses und an der Schlägerei beteiligt, spricht von einem ausländerfeindlichen Übergriff. Schon vor der Auseinandersetzung "hat die Gruppe unsere Besucher belästigt und sie gefragt, warum sie bei Türken essen würden", erzählt Erol. Während der Schlägerei seien außerdem Sprüche wie "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" skandiert worden. Passanten hätten die Angreifer dabei sogar noch verbal unterstützt.

Die Antifa prangert vor allem das Verhalten der Polizei an. Sie sei erst 20 Minuten später mit nur vier Beamten am Einsatzort erschienen und würde nach wie vor keinen rassistischen Hintergrund erkennen. Dabei sei die alkoholisierte Männergruppe, die aus dem Potsdamer Stadtteil Schlaatz stammt und auf den Namen "Schlaatz 78" hört, bereits am ersten Mai des vergangenen Jahres negativ aufgefallen. Damals hätten sie vor dem alternativen Infoladen in der Zeppelinstraße gegen linke Jugendliche gepöbelt. Trotzdem wolle auch Bürgermeister Jann Jakobs (SPD) erst die Ermittlungen der Polizei abwarten, bevor er von Rassismus spreche, beschwert sich Berger von der Antifa.

Die Polizei dagegen gibt vor allem dem 17-jährige Cengiz Erol die Schuld für die Eskalation. Die Schlägerei habe sich entwickelt, nachdem ein Mitglied der Vatertagsgesellschaft den Werbeaufsteller vor der Dönerbude umgestoßen hatte. Der kurdischstämmige Cengiz Erol habe die Männer darauf zur Rede gestellt, wobei es zu Handgreiflichkeiten gekommen sei, die sich zu einer Massenschlägerei entwickelt hätten. Mindestens vier Angestellte wurden dabei schwer verletzt, darunter auch zwei Frauen. Sie mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Auch die Potsdamer Neuesten Nachrichten beschuldigen Cengiz: Er habe ein Mitglied der Gruppe in den Schwitzkasten genommen. Die Polizei hat zwar Ermittlungen gegen die Angreifer aufgenommen - jedoch nur wegen gefährlicher Körperverletzung. Als Reaktion auf das Verhalten der Polizei und des Bürgermeisters demonstrierten am Sonntag 200 Jugendliche in Potsdam. LUKAS DUBRO

* Name geändert

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.