Rupert Murdoch kauft munter Aktien: Murdochs Premiere

Mit 77 ist Rupert Murdoch dabei, ein lange verfolgtes Ziel zu erreichen - bei einem relevanten deutschen Medienunternehmen, dem Pay-TV-Sender Premiere, das Sagen zu haben.

Der Medienzar Rupert Murdoch. Bild: dpa

Im Sommer vor zehn Jahren war ein älterer Herr unbestrittener Stargast beim damals wichtigsten deutschen Treff der Medienbranche: Beim Medienforum NRW überschlugen sich Ministerpräsidenten und TV-Unternehmer, um seine Gunst zu erhaschen, danach gabs ein Essen beim künftigen Kanzler. Doch Rupert Murdoch beließ es bei ein paar Wolkigkeiten, einigen artigen Sätze über den deutschen Fernsehmarkt, und entschwand.

Jetzt ist er wieder zurück - mit 77 knapp davor, im zweitgrößten TV-Markt nach den USA das zu erreichen, was ihm in den zehn Jahren zuvor nicht gelang: bei einem relevanten Medienunternehmen das Sagen zu haben und das in Deutschland unterentwickelte Pay-TV voranzubringen. Passenderweise handelt es sich bei dem Unternehmen um die Pay-TV-Plattform Premiere. Seit Pfingsten prüft die EU-Kommission Murdochs Premiere-Engagement. Der Medienzar war mit seiner News Corporation Holding im Januar überraschend eingestiegen, kauft seitdem munter Aktien zu und hält aktuell 22,7 Prozent der Anteile. Man untersuche den Anteilserwerb, "weil es scheint, dass News Corp. de facto Kontrolle über das Unternehmen haben könnten", so ein Sprecher der EU-Kommission, die in diesem Fall als europäische Kartellbehörde tätig ist. Murdoch sei schon jetzt mit weitem Abstand größter Einzelaktionär bei Premiere und könne Beschlüsse durchwinken oder blockieren. News Corp. wird künftig auch zwei Sitze im Premiere-Aufsichtsrat haben, dafür soll das Gremium bei der AG-Hauptversammlung im Juni auf sechs Mitglieder erweitert werden. Offiziell heißt es in der Premiere-Führung, Murdoch sei "ein starker strategischer Partner".

Doch so viel höfliche Zurückhaltung muss nicht sein: Murdoch macht eigentlich nie halbe Sachen. Was sich beim Wall Street Journal zeigt, das der Pressezar - ihm gehören Zeitungen in den USA, Großbritannien und Australien - nach langem Tauziehen im Dezember übernahm: Er unterläuft nach Meinung seiner Kritiker systematisch die beim Kauf extra vereinbarten Spielregeln, die die redaktionelle Unabhängigkeit der größten internationalen Wirtschaftszeitung der Welt sichern sollte.

Und auch hierzulande ist Murdoch kein Unbekannter, dreimal versuchte er im deutschen TV-Markt schon Fuß zu fassen. Zuerst bei Vox (1994), wo er sich aber nicht gegen Koeigner Bertelsmann durchsetzen konnte. Dann beim Mini-Sender tm3 (1998), für den er die Fernsehrechte an der Champions League kaufte, aber trotzdem nicht recht vom Fleck kam. Und schließlich schon einmal bei Premiere, wo ihn Ende 1999 sein Freund Leo Kirch mit ins Boot nahm - und Murdoch bis zum Untergang der Kirch-Gruppe mitbezahlte, ohne wirklich viel zu sagen zu haben.

Jetzt soll alles anders werden: "News Corp. targets Germany", Deutschland werde ins Visier genommen, titelte das Wall Street Journal und meldete, Murdoch wollen seinen Premiere-Anteil auf mindestens 26 Prozent ausbauen. Geld ist da: In Großbritannien, wo Murdochs BSkyB Pay-TV-Marktführer ist, scheiterten Pläne zum Einstieg ins Free-TV an den Kartellbehörden. In den USA gelang es nicht, die Zeitung Newsday zu übernehmen.

Mitte April entschied sich Premiere, für die Verschlüsselung des Sendesignals künftig auf das News-Corp.-eigene System NDS Videoguard zu setzen. Zudem rechnet sich Premiere bei der Neuvergabe der TV-Rechte für die Fußballbundesliga Chancen aus. Zumal Murdoch dort einen alten Bekannten trifft - den vom TV-König zum Fußballrechtemakler gewandelten Leo Kirch.

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