Hähnchenkrieg: Mit Chlor oder mit Eis

US-Bauern desinfizieren Geflügelfleisch mit Chlorwasser, um es von Salmonellen zu reinigen. Den Europäern reichte Eiswasser - bis jetzt.

Beim Lebensmitteluntersuchungsamt: Petrischale mit isolierten Salmonellen. Bild: dpa

BERLIN taz Bloß nicht anschließend in der Nase bohren, warnt der Deutsche Bauernverband: Wer Huhn zubereitet, soll sich danach die Hände waschen und das Fleisch "richtig" kochen oder braten lassen. Dann brauche man sich auch nicht über Salmonellen zu sorgen. Denn in der EU sei Huhn immer noch ein "natürliches Lebensmittel" - im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten. Dort nämlich komme die "chemische Keule" zum Einsatz.

In den USA werden die Hühner mit Chlorwasser besprüht. Das soll für den Menschen gefährliche Keime abtöten. Denn Sand und Schmutz bleiben nicht nur in den Federn hängen, sondern dringen bis zur Haut der Tiere vor. In Europa wird dennoch auf Chlorwasser verzichtet - außer bei manchem Fleisch, das in den Export außerhalb der EU geht. Ansonsten werden geschlachtete Tiere mit Eiswasser gereinigt und anschließend tiefgefroren oder gekühlt gelagert.

Ob Geflügelbetriebe ihre Hühner außerdem auf Krankheitserreger kontrollieren lassen, obliegt ihnen. Gesetzlich vorgeschrieben ist das derzeit nicht. Erst 2010 darf EU-weit nur noch frisches Hühnerfleisch auf den Markt gebracht werden, das auf Salmonellen getestet worden ist. Ist das Ergebnis positiv, nimmt das Schicksal zunächst seinen Lauf wie vorgesehen: Für die Hühner geht es ab in den Schlachthof. Ihr Fleisch darf dann aber nur noch beispielsweise zu Wurst verarbeitet werden.

Prävention statt Chloren solle an erster Stelle kommen, meint man bei der Verbraucherzentrale Bundesverband: "Wir halten wenig von der End-of-the-Pipe-Logik der Amerikaner, wie ein Huhn einfach in Chlorwasser zu tunken, egal wie der Produktionsprozess vorher ausgesehen hat", sagt ihre Referentin für Agrar- und Ernährungspolitik, Jutta Jaksche. Sie malt den Teufel an die Wand: In Zukunft könnte es für Landwirte lukrativer sein, wie ihre US-amerikanischen Kollegen vorzugehen, als sich um vermehrten Tierschutz und verstärkte Hygiene zu kümmern.

Der Verbraucher soll jedenfalls wählen können, ob er mit Chlor gereinigtes Hühnerschnitzel kaufen will: Nach dem Kommissionsvorschlag sollen die US-Produkte auf dem Etikett gekennzeichnet sein.

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