Internationales Hockeyturnier: Guter Rahmen, schlechter Zeitpunkt

Die besten Hockeyspielerinnen der Welt kämpfen ab Samstag in Mönchengladbach um die Champions Trophy. Ein weiterer Versuch, Feldhockey zum Publikumssport zu machen.

Wer Olympiasieger werden will, sollte hier lieber nicht gewinnen, meint der deutsche Bundestrainer. Bild: dpa

MÖNCHENGLADBACH taz Bundestrainer Michael Behrmann hadert. Nun findet mit der morgen beginnenden Champions Trophy endlich wieder ein großes Feldhockeyturnier für Frauen in Deutschland statt, was eigentlich schön ist, "aber uns Trainern wäre es viel lieber, wenn dieses Turnier nach den Olympischen Spielen gespielt würde", sagt Behrmann. Denn jetzt befinden sich die besten Hockeynationen der Welt in der wichtigsten Vorbereitungsphase für Peking. Und Behrmann ist sicher: "Die meisten Mannschaften hier werden versuchen, ihre besten neuen Kniffe zurückzuhalten."

Nur er mit seinen Deutschen kann sich diesen Luxus nicht erlauben. Schließlich ist diese Champions Trophy das erste große Frauenturnier, das in der schmucken nationalen Hockey-Arena in Mönchengladbach ausgetragen wird. "Die Wertigkeit ist für uns höher, als für die anderen. Wir wollen hier Werbung machen", meint Behrmann. Die anderen, das sind immerhin die besten Nationen der Welt, Uschi Schmitz, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Hockeybunds (DHB) glaubt, "dass alle Medaillengewinner von Peking" in Mönchengladbach zu sehen sein werden. Holland, Australien, China, Japan und Argentinien spielen mit den Deutschen um den Turniersieg, der in Olympiajahren aber kein gutes Omen ist. "In Hockeykreisen heißt es weltweit, dass man die Trophy besser nicht gewinnt, wenn man bei Olympia vorn dabei sein will", erzählt der Bundestrainer.

Aber der sportliche Erfolg ist in diesem Fall nur ein Aspekt. Das Turnier soll ein weiterer Meilenstein sein, Hockeyveranstaltungen in Mönchengladbach als Familienunterhaltung zu etablieren. Wie bei der erfolgreichen Weltmeisterschaft der Herren von 2006 werden wieder bunte Attraktionen angeboten, die Leute sollen sonnige Nachmittage zwischen dem Hockeyplatz und einem kleinen Jahrmarkt am Rande verbringen. Es gibt ein Ü-70-Länderspiel, Behindertenhockey und die Weltmeister von 2006 bestreiten im Rahmenprogramm ein Länderspiel gegen Pakistan.

Allerdings zittern die Damen und Herren vom Verband noch, ob denn auch genug Leute kommen werden. "Es ist sehr schwer, eine Prognose abzugeben", meint Schmitz, denn das Publikum werde spontan kommen. Bestenfalls wird es laut und stimmungsvoll wie bei der Männer-WM, wenn es allerdings regnet oder das Interesse am Hockeysport überschätzt wurde, könnte das Turnier schnell zu einer tristen Veranstaltung werden. Das wäre eine kleine Katastrophe, denn der WDR überträgt das erste Spiel der Deutschen am Samstag gegen Holland live (15 Uhr) und wird während der gesamten Woche aus Mönchengladbach berichten.

Es ist also so etwas wie eine Bewährungsprobe für jenen Ort, den Verbandspräsident Stephan Abel gern "Deutschlands Hockeyhauptstadt" nennt. Sportlich könnten die Voraussetzungen aus deutscher Sicht kaum günstiger sein. Der Olympiasieg von Athen hat eine goldene Ära für die Hockeyfrauen eingeleitet, 2004 wurden sie zur Mannschaft des Jahres gewählt, 2006 gewann Deutschland erstmals die Champions Trophy, und nachdem der alte Bundestrainer Markus Weise zu den Männern wechselte, wurde das stark verjüngte Team unter Nachfolger Behrmann 2007 direkt Europameister.

Von den Olympiasiegerinnen sind noch fünf dabei, während dem Kader neun Spielerinnen angehören, die 2005 unter Behrmann bei der U-21-WM Zweiter wurden. Nun geht es für alle auch darum, sich für den Olympiakader zu empfehlen, denn der Bundestrainer muss den Kreis der 21 Kandidatinnen noch auf 16 Spielerinnen reduzieren. Olympia schwebt eben doch über allem bei dieser Champions Trophy.

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