ARD-Fernsehexperte zetert zuviel: Netzer ist Griechenland

Der ARD-Experte hatte am Dienstag einen besonders destruktiven Tag. Eine Analyse des Spiels von Otto Rehagels Truppe? War von ihm nicht zu erwarten. Sein Partner Delling tat einem leid.

Gerd Delling (li.) und Günther Netzer. Letzterer sah schon vor Beginn der EM irgendwie unglücklich aus. Kein Bock mehr auf den Job? Bild: dpa

Günter Netzer war am Dienstag genauso schwer zu ertragen wie das Spiel Griechenlands gegen Schweden. Denn Netzer redete so, wie Otto Rehhagel spielen lässt: destruktiv, langsam und uninspiriert. Und wo die Griechen kein Tor reinkriegen, bekam Netzer die Zähne nicht auseinander. Der ARD-Experte passte sich dem Niveau des griechischen Gurkenkicks geschmeidig an - zum Leid der Zuschauer.

Trotz der offenkundigen Seelenverwandschaft konnte er es nicht lassen, an Rehhagels Griechen rumzukritteln - selbst auf die Gefahr hin, "dass ihm Otto die Freundschaft kündigt". Aha. Daher weht der Wind; vielleicht war Netzer sogar heimlich im griechischen Trainingslager und hat sich das destruktive Verhalten abgeschaut. Statt offensiver und klarer Analysen verschwurbelte er sich in notorischem Genörgel; statt präziser Sätze nur Gestammel. Im Gegensatz zu taktisch versierten Kommentatoren wie Jürgen Klopp (ZDF) und Mehmet Scholl (ARD) ersetzte Netzer Inhalt durch Gezeter. Können die beiden anderen Fachmänner das Geschehen auf dem Platz beschreiben und einordnen, konnte Netzer nur sagen, dass das Spiel unansehnlich gewesen sei, dass es ihm nicht gefallen habe. Analyse? Gabs nicht.

Sein Partner Gerhard Delling konnte einem leidtun. Im Gegensatz zu Netzer - der neben einem sauertöpfischen Gesamteindruck offenbar über keine weitere Gesichtsmimik mehr verfügte, statisch wie die Griechen eben - versuchte sich Delling in einem mühsamen Dauergrinsen. Vielleicht um den Miesepeter neben ihm etwas in Stimmung zu bringen. Doch vergebens. Auch die Sticheleien, die Netzer und Delling einst beliebt gemacht haben, waren fad. (Netzer zu Delling: "Das haben Sie gut schlussgefolgert.") Und selbst das schöne Tor von Zlatan Ibrahimovic zur 1:0-Führung der Schweden gegen Griechenland zog Netzer durch den Kakao und nannte den Treffer einen "Sonntagsschuss".

Eigentlich will man als TV-Zuschauer am Feierabend nicht mit einem Eimer schlechter Laune übergossen werden. Doch es ist kein Ende abzusehen: Die ARD hat mit Netzer verlängert, bis zur WM 2010. Erstaunlich auch, dass das Duo Netzer/Delling im April den Mediensprachpreis 2008 von der Gesellschaft für deutsche Sprache überreicht bekommen hat. Aber 2004 ist ja auch Griechenland Europameister geworden. JUTTA HEESS

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