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Archiv-Artikel

Weniger wäre mehr

Circus Roncalli auf der Bürgerweide: das Programm ist sehenswert, aber nicht so superlativ wie erwartet

Von kawe

bremen taz ■ Schwer hat es ein Zirkus, bei dem die Superlative vorneweg marschieren. In der Bewertung „Traumzirkus“ (stern) spiegelt sich Roncalli in seiner Werbung und fast jeder kann sich noch erinnern, wie er vor Jahren verzückt war. Um es direkt zu sagen: Daran kann sich das Programm, mit dem der erfolgsverwöhnte Zirkus diesmal nach Bremen gekommen ist, nicht messen.

Clown Sandro Roque führt als eigenwilliger Page durch das Programm, aber mit billigen Gags, zumindest in ihrer dritten Wiederholung. Die drei vom katalanischen Clowns-Trio „Monti &Cia“ kommen atemberaubend romantisch schön als Blümchen vom Zirkushimmel herabgeschwebt, aber manche andere ihrer vielfältigen Auftritte wirken, als würden sie pro Programmminute bezahlt. Richtig komisch und artistisch zugleich ist der „Dicke“ (Konstantin Mouraviev), der tolpatschig auf das Rhönrad steigt und sich da als Performance-Künstler outet – und dabei unbemerkt ganz schlank wird ...

Akrobatischer und erzählerischer Höhepunkt des Abends ist das Quartett Rokashkov, drei harte Männer und eine wunderschöne Frau, die am quadratischen Reck ihre Schwingungen von Liebe und Leidenschaft vorführen. Auch Vanessa Rodrigez, die Fußakrobatin, die auf bezaubernde Weise mit kreisenden Tüchern jongliert, zum Höhepunkt auf dem Kopf stehend zwei auf den Fußspitzen, zwei auf den Händen, ist eine prickelnde Augenweide.

Roncalli ist also durchaus sehenswert – eine Stunde weniger von dem drei Stunden lang gezogenen Programm wäre allerdings mehr gewesen für einen Abend der „traumhaften Welt voller Unschuld und Verführung“ (Bernhard Paul). kawe

Circus Roncalli auf der Bürgerweide: Vorstellungen Mo - Sa 20 Uhr, So 19 Uhr, Mi, Do, Sa, So auch 15 Uhr – täglich bis 4.12.