Dänische Verkehrsanbindung: Brücke über den Belt besiegelt

Deutschland und Dänemark unterzeichnen Vertrag zum Bau einer festen Fehmarnbelt-Verbindung. Die wird vor allem dem Autoverkehr nutzen.

In zehn Jahren könnten die ersten Autos über die Fehmarn-Lolland-Brücke fahren. Bild: dpa

OSLO taz Rund 20 Kilometer lang soll die Straßen- und Eisenbahnbrücke zwischen der deutschen Insel Fehmarn und dem dänischen Lolland werden, mindestens 5,6 Milliarden Euro kosten und ihren Nutzern vor allem Zeitersparnis bringen. Am Mittwoch wollen Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und seine dänische Kollegin Carina Christensen in Kopenhagen den Vertrag unterzeichnen.

Die feste Verbindung soll die Fährschiffe ablösen, die bisher im Halbstundentakt auf der Querung verkehren und 40 Minuten für die Überfahrt benötigen. Die Bahnfahrt zwischen Hamburg und Kopenhagen könnte sich damit also um eine knappe Stunde verkürzen.

Für einen solchen Zeitgewinn bräuchte es allerdings keine Brücke, meint der Fahrgastverband Pro Bahn, der ebenso wie die Bahngewerkschaft Transnet gegen den Bau ist. Ähnlich viel schneller könnte die Strecke mit einem entsprechenden Ausbau und neuen Schnellfähren werden, die für weniger als 500 Millionen Euro zu haben wären.

Doch es geht den BefürworterInnen der Brücke in erster Linie gar nicht um den Eisenbahnverkehr. Von der festen Verbindung profitiert vor allem der Autoverkehr. Deutsche UrlauberInnen kommen schneller unter die Mitternachtssonne, und Dänemark verspricht sich für seine Industrie eine bessere Verkehrsanbindung nach Mitteleuropa.

"Die feste Querung ist ökonomisch unsinnig und für die Umwelt und die Schiffssicherheit hochproblematisch", meint der Rostocker CDU-Bundestagsabgeordnete Eckhardt Rehberg. Er argumentiert vor allem ökonomisch: Die Baukosten, mit denen derzeit kalkuliert wird, wurden 1999 errechnet. Nach Rehbergs Schätzung werden sie sich bis 2018 auf 12 bis 13 Milliarden Euro verdoppelt haben.

Das Hauptrisiko tragen allerdings nicht die deutschen, sondern die dänischen Steuerzahler. Denn Berlin will sich nicht an der Finanzierung der Brücke beteiligen. Dänemark trägt nun die Kosten selbst, wird aber im Gegenzug auch die Maut kassieren. Deutschland finanziert nur die Verkehrsinfrastruktur auf der eigenen Seite, also die Autobahnanbindung und den Ausbau der Bahnstrecken. Diese werden bislang mit rund 840 Millionen Euro kalkuliert.

Umweltschutzorganisationen wie der Nabu kritisieren das Projekt. Es könne nur bei kräftig steigendem Autoverkehrsaufkommen rentabel werden und setze damit ein grundsätzlich falsches Signal. Zugleich würden die Umweltgefahren nicht genug berücksichtigt. Die Umweltschützer befürchten negative Auswirkungen auf die Fischpopulationen und den ungehinderten Wasseraustausch zwischen Ostsee und Atlantik.

Hier allerdings kann man nach den Erfahrungen mit dem Bau der Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden Entwarnung geben. Vergangene Woche wies ein schwedisches Umweltgericht eine entsprechende Klage von Fischern ab: Es existierten keine wissenschaftlichen Belege für solche ökologischen Folgewirkungen.

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