Tagung zur "Spaziergangswissenschaft": Weg mit den Fußgängerzonen!

Spazierengehen, flanieren, bummeln, wandern, trekken - sich zu Fuß fortzubewegen, ist eine zunehmend vielfältige Angelegenheit geworden. Jetzt gibt es passend dazu eine Tagung.

Spaziergang- oder einfach nur Fortbewegung? Bild: dpa

BERLIN taz Das Umweltamt Frankfurt am Main veranstaltet die internationale Tagung am Freitag und Sonnabend unter dem Titel "Gut zu Fuß - Die Spaziergangswissenschaft". 180 Teilnehmer hätten sich zur Veranstaltung angemeldet, berichtet der Tagungsverantwortliche Martin Schmitz. Er wird über den Schönheitsbegriff in der Wahrnehmung von Landschaft referieren. Experten reden über neue Formen der Landschaftsbetrachtung mit Hilfe von Google-Earth und über die Kulturgeschichte des Spaziergangs. Ein Referent aus Rom spricht über mehrtägige Wanderungen an der Peripherie der Metropole als eine neue Arbeitsweise für Stadtplaner.

In Deutschland war es der 2003 verstorbene Soziologe Lucius Burckhardt gewesen, der im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der Uni Kassel die "Promenadologie" begründete. Schmitz lernte bei ihm und hatte bis vor kurzem einen Lehrauftrag zum Thema in Kassel inne. Das Fach liegt allerdings irgendwo zwischen Stadtplanung und Wahrnehmungspsychologie - und genau diese Ungenauigkeit ist vielleicht auch der Grund, warum in Deutschland nirgendwo mehr akademisch über das "Spazierengehen" geforscht und gelehrt wird.

Unsere Vorstellungsbilder über idyllische Marktplätze und liebliche Landschaften stammten aus vergangenen Jahrhunderten und deckten sich nicht mehr mit der Realität, sagt Schmitz, gelernter Diplom-Ingenieur und inzwischen Verleger. Wir bräuchten einen neuen "promenadologischen Kontext".

Die Aufteilung des Raumes in Fußgängerzonen und stark befahrene Autobereiche ist Schmitz ein Graus. Dadurch werde die "Innenstadt immer enger" und der Gewerberaum dort entsprechend immer unbezahlbarer etwa für den kleinen Einzelhandel. "Inzwischen hat auch jede kleinere Stadt in Nordhessen ihre Fußgängerzone mit einem H & M", bemängelt Schmitz. Er selbst und seine Mitstreiter warben dafür, in Kassel die Fußgängerzone abzuschaffen, um dem spazierengehenden Menschen mehr Raum in der ganzen Stadt zu geben. Der Vorstoß fand keine breitere Unterstützung. (Infos über www.gruenguertel.de.)

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