Terrorforscher über Gefahr in Deutschland: "Deutschland im Zielspektrum"

Jihadisten wollen verstärkt die deutsche Afghanistan-Debatte beeinflussen, fürchtet Terror-Forscher Steinberg.

Terrorgefahr auch in Deutschland: Freitagmorgen auf dem Flughafen Köln-Bonn. Bild: dpa

taz: Die heute festgenommenen Terrorverdächtigen wollten nach eigenen Angaben für den Dschihad sterben. Indem sie ein Flugzeug über Deutschland in die Luft sprengen?

Guido Steinberg: Nein. Beide haben somalischen Hintergrund und befanden sich auf einem Zubringerflug. Es ist daher eher zu vermuten, dass sie auf einen Kampfschauplatz wollten, etwa in Ostafrika, oder in ein pakistanisches Terrorlager.

Gestern warnte das BKA, die Islamisten Eric Breininger und Hussein al-Malla befänden sich auf dem Weg nach Deutschland. Sie sollen Mitglieder der Islamischen Dschihad Union sein und Kontakte zur Sauerland-Gruppe haben. Besteht ein Zusammenhang zu den Festnahmen in Köln?

Eher nicht. Denn im Umkreis der Sauerland-Gruppe finden sich überwiegend türkisch-stämmige Deutsche, Türken oder Islamisten mit engen Verbindungen in die Türkei.

Dennoch: Trügt der Schein, dass hier die Terrorgefahr immer weiter steigt?

Ja. Schließlich ist die Gefahr seit 2001 hoch. Im Zielspektrum sind wir verstärkt seit 2006.

Warum?

Weil sich Dschihadisten seitdem nicht mehr so sehr für den Irak interessieren, sondern für Afghanistan. Dort ist Deutschland einer der wichtigsten Truppensteller. Besonders hoch ist hierzulande die Gefahr daher kurz vor den jährlichen Mandatsverlängerungen im Bundestag.

Wird deshalb gerade jetzt vor einer möglichen Einreise von Breiniger und al-Malla gewarnt?

Das sind ja alles noch unbestätigte Informationen. Sollten sie aber tatsächlich nach Deutschland unterwegs oder bereits hier angekommen sein, ist das Ziel der beiden mit ziemlicher Sicherheit ein Anschlag vor der Verlängerung der Afghanistan-Mandate am 7. Oktober. Auch die Sauerland-Zelle wollte mit ihren Anschlägen die Afghanistan-Debatte 2007 beeinflussen.

Schützt sich Deutschland, wenn es die Bundeswehr aus Afghanistan abzieht?

Nein, das wäre keine vernünftige Reaktion. Wenn man davon ausgeht, dass ein Auslandseinsatz richtig und sinnvoll ist, muss er auch konsequent bis zum Ende geführt werden. Es darf auf keinen Fall passieren, dass etwas, das man eigentlich für richtig hält, wegen terroristischer Aktionen abgebrochen wird.

INTERVIEW: VEIT MEDICK

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.