DIE KOALITION STREICHT STEUERVORTEILE FÜR BIODIESEL – ZU RECHT : Unökologischer Sprit vom Acker
559 Millionen Euro – so großzügig wurde Biodiesel 2004 subventioniert, indem der Bund komplett auf die Mineralölsteuer verzichtet hat. Nun haben Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen, diese Begünstigung wieder zu streichen. Jedenfalls tendenziell. Ein Skandal?
Nicht wirklich. Denn Biodiesel klingt zwar sehr ökologisch, ist es aber nicht. Hergestellt aus Raps ist der Anbau des Spritrohstoffs so problematisch wie alle Monokulturen: Ackergifte sollen Schädlinge vertreiben, Düngemittel den Ertrag steigern. Dabei entweicht Stickoxid. Dieses Klimagas ist um ein Vielfaches schädlicher als Kohlendioxid. Noch schlimmer: Die Menge steigt weltweit jährlich um drei Prozent an, weil überall die Landwirtschaft intensiviert wird. Biodiesel ist also ökologisch schädlich – und ökonomisch nicht besonders nützlich. Denn auch die Energie-Effizienz lässt sehr zu wünschen übrig.
Nützlich ist Biodiesel höchstens für die Bauern. Sie haben inzwischen alle begriffen, was sie daran haben: eine weitere Subvention für die Landwirtschaft. Statt überschüssige Nahrungsmittel herzustellen, können sie nun die Dieseltanks mit Rapsprodukten füttern. Die Autofahrer wiederum haben ein superreines Gewissen, wenn sie mit Biodiesel bisher auch noch rund zehn Cent pro Liter sparten. Ungestört konnten sie sich einbilden, dass sie eine Energiekrise verhindern, indem sie den richtigen Diesel tanken. Schöner und billiger rasen. Darauf muss man erst mal kommen.
Bedauerlich für die Autofahrer: Diese Selbsttäuschung dürfte bald enden – nicht nur weil die Koalition den Steuervorteil streicht. Biodiesel ist auch endlicher als Erdöl. Deutschlands Ackerflächen reichen einfach nicht; nur bescheidene 3,7 Prozent der normalen Kraftstoffe lassen sich durch Biodiesel ersetzen. Maximal. Am Traum von der Autarkie ist schon Hitler gescheitert.
Das GROSSE UMDENKEN lässt sich nicht vermeiden. Erdöl ist knapp und wird noch knapper. Also raus aus dem Auto und rein in die Bahn. Statt allzu stark auf Biodiesel zu setzen, sollten die Deutschen endlich die ergiebigste Energiequelle anzapfen: das schlichte Energiesparen.
ULRIKE HERRMANN