Schwacher Euro in Finanzkrise: US-Dollar feiert ein Comeback

Der Euro ist auf dem tiefsten Stand seit November 2006 - ein Absturz im Vergleich mit der US-Währung.

Der starke Dollar beendet den Trend zu schnellen Shopping-Trips nach New York. Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN taz Der Kurs des Euro fällt rapide. Am Mittwoch notierte er an der Devisenbörse in Frankfurt bei 1,274 US-Dollar - der tiefste Stand seit November 2006. Die marginale Verbesserung auf 1,278 Dollar am Donnerstag ändert wenig am steilen Absturz der eruopäischen Gemeinschaftswährung gegen die US-amerikanische. Auch im Kursvergleich mit dem japanischen Yen ist der Euro aktuell auf der Verliererstraße.

Vorbei sind also die Zeiten, in denen Europäer mal eben schnell nach New York jetteten, um sich preiswert mit Luxusgütern und Elektronik einzudecken. Ist der aktuell schwache Euro im Gegenzug aber gut für den Exportweltmeister Deutschland, weil er Waren "Made in Germany" für Käufer in Übersee verbilligt? "Prinzipiell ja", sagt der Analyst und Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Trotz seiner positiven Wirkung für den Außenhandel werde der Euro-Sinkflug aber nicht verhindern können, dass Deutschland und Europa "in eine Rezession schliddern, deren Dauer nicht absehbar ist". Der Kursverfall trage höchstens zu deren "Abmilderung" bei.

In der Rezession, also dem Rückgang der Wirtschaftleistung über mehr als zwei Quartale, die dem Wirtschaftsraum Europa bevorsteht, sieht Leuchtmann denn auch die Hauptursache für die Verschiebung der Währungsbalance. Denn in den USA sei die realwirtschaftliche Krise schon angekommen. "Und alle glauben, dass die Staaten aufgrund ihrer zentralistischen Struktur dann schneller als Europa aus dem Tal herauskommen." Deshalb gebe es eine "Flucht in den sicheren Hafen US-Dollar und auch in US-Staatsanleihen". Zudem hätten die US-Regierung und die Notenbank Fed den Geldmarkt wieder im Griff. In Europa dagegen versuche jedes Land für sich, mit der Krise und ihren Auswirkungen auf die Realwirtschaft fertig zu werden. Da gehe "Vertrauen verloren".

Tatsächlich ziehen sich viele der in Deutschland als "Heuschrecken" geschmähten US-amerikanischen Investoren von ihren Engagements in Europa zurück, sie lösen spekulative Positionen auf. Denn auch die Hedgefonds fürchten die Rezession und wollen ihr Risiko verringern. Und sie brauchen das Geld, um Verluste in den Staaten ausgleichen.

Außerdem glauben die Headmaster der großen Fonds an die Wirksamkeit des von Notenbankchef Ben Bernanke in Aussicht gestellten Konjunkturprogramms zur Ankurbelung der US-Wirtschaft. Die deutsche Bundesregierung dagegen ist längst nicht so weit, ein adäquates Programm zur Belebung der Binnennachfrage aufzulegen.

Und die Europäische Zentralbank, monieren Kritiker, fahre stur ihren "Antiinflationskurs", anstatt den Leitzins weiter deutlich abzusenken - trotz des inzwischen von allen Experten erwarteten heftigen Abschwungs im kommenden Jahr. Vor allem die US-Fonds reden deshalb einer "Repatriierung" das Wort und engagieren sich wieder daheim. Dort wird mit Dollar bezahlt. Die Nachfrage nach den Green Bucks steigt - und damit der Preis dafür.

Vor allem die Banken und Unternehmen in den Staaten gieren aktuell nach US-Dollars, schließlich soll wieder in die Realwirtschaft investiert werden. Der Anteil an ausländischen Vermögenswerten in US-Investmentfonds jedenfalls fiel schon im August um mehr als einen Prozentpunkt auf nur noch 25,4 Prozent. Eine Trendumkehr. Denn bislang hätten (sich) US-Investoren gerne vornehmlich in Europa und Asien "eingekauft", konstatierten jetzt Analysten der Schweizer UBS-Bank. Noch allerdings hielten US-Investoren rund 300 Milliarden US-Dollar an ausländischen Vermögenswerten.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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