Fehler vermeiden: Probieren heißt nicht trinken

Der erhitzte Radfahrer oder Wanderer ist schlecht beraten, nebenbei Weingüter abzuklappern und sich die Kisten nach Hause schicken zu lassen, wenn er sich nicht die notwendige Zeit nimmt. Einige Weinkauftipps an der Mosel

Runder Turm bei Zell an der Mosel Bild: Weinkellerei Mertes/pixelio.de

Es gibt tausend Möglichkeiten, sich dem Wein zu nähern. Die Weinfachliteratur wächst parallel zum Angebot an Kochbüchern und Kochsendungen im Fernsehen. Doch es wird trotzdem immer weniger gekocht. Und nach wie vor kaufen die meisten Deutschen ihren Wein im Supermarkt, überwiegend zu Preisen, die Qualität mit einiger Sicherheit ausschließen. Seit dem Inkrafttreten des Deutschen Weingesetzes liegt im Wein ohnehin die Halbwahrheit. Sein Maßstab ist der Zuckergehalt der Trauben, die Qualität anderer, den Wein entscheidend prägender Faktoren spielt keine Rolle. De Lagenbezeichnungen fassen zusammen, was nicht zusammengehört. Der Aufstieg des deutschen Weins, die Wiederherstellung seines Rufs ist mit der Arbeit von Winzern verbunden, die dieses Gesetz umgehen.

Wein zu probieren, zu verkosten, setzt eine gewisse Ernsthaftigkeit voraus, falls es um die Entscheidung geht, Flaschen in größerer Menge zu kaufen und eventuell eine Zeit lang zu lagern. Der erhitzte Radfahrer oder Wanderer ist schlecht beraten, nebenbei Weingüter abzuklappern und sich die Kisten nach Hause schicken zu lassen, wenn er sich nicht die notwendige Zeit nimmt.

Möglichkeit 1: Vinotheken. Eine ausgezeichnete Vinothek gibt es in den historischen Gewölbekellern des St.-Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues (www.bernkastel-vinothek.de). Hier, wo 150 Weine aller Qualitätsstufen von Mosel, Saar und Ruwer gelagert werden, kann man sich zu einem erschwinglichen Preis einen Überblick verschaffen. Zum Komplex gehört auch das Mosel-Weinmuseum.

Einen Überblick verschafft ebenfalls ein Besuch in der Vinothek Walderdorffs direkt gegenüber dem Dom in Trier (www.walderdorffs.de).

Möglichkeit 2: Besuch und Probe bei besseren Winzern, die in guten Weinführern aufgeführt und/oder Mitglieder von Verbänden wie der Vereinigung Deutscher Prädikatsweingüter (VdP) sind. Eine relativ sichere Methode, die Flaggschiffe der Region kennenzulernen. Mögliche Nachteile: Bekanntere Güter sind oft frühzeitig ausverkauft. Eine Anmeldung ist sinnvoll. Selbst Winzer aus dem als elitär geltenden VdP sind überwiegend gastfreundlich, auch hier liegen zumindest die Einstiegspreise meist unter 10 Euro. Gute Winzer empfehlen auch andere gute Winzer. Ein Netzwerk der Qualität zieht sich durch das Tal. Haben Sie den Faden erst aufgenommen, geht es problemlos weiter.

Wer in der Straußwirtschaft eines Winzers zur deftigen Brotzeit einen köstlichen Wein getrunken hat, tut gut daran, seine Bestellung nach einer konzentrierten Probe im Keller zu überprüfen. Denn der Geschmack ist von der Umgebung ebenso beeinflussbar wie von der Tagesform des Verkostenden.

Wer bei Winzern probiert, deren zur Straße hin gelegenen Vitrinen er gesehen hat und sich so eine Region zu erschließen glaubt, zahlt Lehrgeld. Die Qualitätsunterschiede sind gewaltig, das Etikett kein Indiz, und am Ende ist man erstens alkoholbedingt unterscheidungsunfähig, hat aber zweitens aus Gründen der Höflichkeit überall einige Flaschen mitgenommen, die zu Huse dann zum Kochwein degradiert ihr Leben fristen.

Hier einige höchst subjektive Tipps zur Vermeidung häufiger Fehler:

Probieren ist nicht trinken. Das disziplinierte Verkosten, bei dem der Schluck im Munde bewegt und in der Regel das Meiste davon ausgespuckt wird, hat seinen Sinn. Nichtprofis haben ohnehin genügend Schwierigkeiten, eine größere Zahl von Weinen zu unterscheiden, umso mehr bei zunehmendem Blutalkoholspiegel.

An der Mosel wird es zumeist um eine Rebsorte gehen, den Riesling. Das erleichtert die Konzentration auf dessen Besonderheiten und die Vielfalt seiner mineralischen Duft- und Geschmacksnoten. Ersparen Sie sich andere Rebsorten im Rahmen einer Probe. Es lohnt nicht. Mit Ausnahme einiger Lagen ist etwa der Spätburgunder an der Mosel keine Offenbarung. Neuzüchtungen haben zum Glück an der Mosel weniger Fuß gefasst als anderswo.

Weinlese an der Mosel Bild: dpa

Eine Ausnahme gilt für die Weine der Obermosel gegenüber von Luxemburg. Nicht auf Schiefer, sondern auf Muschelkalk wird hier zum Beispiel traditionell Elbling angebaut, zum Teil in guter Qualität. Als Sekt ausgebaut ist die Rebsorte international konkurrenzfähig.

Gerade an der Mosel wenig aussagekräftig sind die üblichen Kategorien trocken, halbtrocken usw. Bis hin zu den edelsüßen Weinen haben viele Weine eine ungewöhnliche Mineralität, der die Süße nicht dominieren lässt. Deshalb: Auch eingefleischte Trocken-Trinker sollten hier entgegen der Gewohnheit gelegentlich anderes probieren.

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