Bus & Bahn mit Sicherheit: Supercops sollen U-Bahn fahren

Der BVG-Chef will abends in jeder U-Bahn Wachpersonal sitzen haben - zahlen soll dafür das Land. Rot-Rot lehnt ab und schlägt vor, fahruntaugliche Mitarbeiter als uniformierte Begleiter einzusetzen.

Schläge für einen Busfahrer in Kreuzberg am frühen Mittwochmorgen, ein Messerangriff auf einen BVG-Mitarbeiter im U-Bahnhof Schönleinstraße am Freitag, ein Überfall auf einen jungen Mann in der U-Bahn-Linie 7 in der Nacht zu Sonntag: Die Bilanz der letzten Tage liest sich wie ein Musterbeispiel für die anhaltende Gefährdung von BVG-Angestellten. Ihr Chef, Andreas Sturmowski, hat nun besseren Schutz für seine Fahrer gefordert. Es sei wünschenswert, wenn abends und nachts in jedem U-Bahn-Zug ein Wachmann mitfahren würde. Zahlen könnten das die Verkehrsbetriebe allerdings nicht aus eigener Tasche, sagte er an die Landesregierung gerichtet. Die wies die Bitte am Sonntag umgehend zurück.

Eine Begleitung durch uniformiertes Personal in einem vorderen Wagen, etwa ab 21 Uhr, würde den Fahrgästen ein besseres Sicherheitsgefühl geben, sagte Sturmowski. Die BVG als landeseigenes Unternehmen sei dann aber darauf angewiesen, dass entweder Polizisten mitfahren oder Geld für Wachpersonal aus der Landeskasse kommt. "Wir haben in diesem Jahr schon 2 Millionen Euro in die Hand genommen und kaufen mehr Sicherheitsdienste - dafür bekommen Sie 60 Leute der Firma Securitas." Dieses Personal sei vor allem auf bisher vernachlässigten Buslinien im Einsatz. Gebraucht würden doppelt so viele Kräfte.

Die BVG habe dies auch bei den Verhandlungen mit dem Senat über den Verkehrsvertrag angesprochen. "Wir haben aber lernen müssen, dass dafür kein Platz im Verkehrsvertrag war", sagte Sturmowski. Laut dem im November 2007 besiegelten Abkommen zahlt Berlin der BVG jährlich 250 Millionen Euro.

Für mehr Sicherheit sei nun erst einmal die BVG verantwortlich, sagte der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Christian Gaebler. Wenn der Verkehrsvertrag in zwei Jahren überprüft werde, müsse geschaut werden, ob der Aufwand etwa für Sicherheitsdienste unverhältnismäßig gestiegen sei. "Dann könnte man immer noch ein mögliches Defizit ausgleichen." Gaebler sagte der taz, einen flächendeckenden Einsatz von Wachpersonal halte er ohnehin für "Quatsch". Sinnvoller sei es, sich vor allem der problematischen Linien anzunehmen. Oft genügt seiner Ansicht nach allein die Präsenz von uniformiertem Personal - daher befürworte er, fahruntaugliche Mitarbeiter als Aufsicht in Bussen und Bahnen einzusetzen. "Das kann das Unternehmen aus eigenen Mitteln bewerkstelligen."

Auch die verkehrspolitische Sprecherin der Linken, Jutta Matuschek, wies die Bitte des BVG-Chefs zurück. "Ich halte das für eine populistische Idee", sagte sie und verwies auf die gesamtgesellschaftliche Dimension des Problems. "Wir wollen schon lange eine Kampagne für das Image von Busfahrern, aber die Verkehrsbetriebe kommen da nicht in die Gänge."

Bis Ende August wurden 87 Angestellte bei Übergriffen schwer verletzt, fielen also länger als drei Tage bei der Arbeit aus. 149 BVG-Mitarbeiter wurden leicht verletzt. Im Jahr 2007 waren es 138 schwere und 416 leichte Übergriffe. Das waren zwar deutlich weniger als in den Vorjahren - aber immerhin wurde noch etwa alle zweieinhalb Tage ein BVG-Mitarbeiter so schwer verletzt, dass er länger als drei Tage krank war.

Von 2009 an sollen nun zumindest alle neu angeschafften Busse mit Rückenabdeckungen an den Fahrerplätzen ausgestattet sein. Auch Überwachungskameras kämen verstärkt zum Einsatz, versprach der BVG-Chef. Bisher seien fast jeder dritte Bus, jede vierte Tram und 35 Prozent der U-Bahn-Züge mit Videokameras ausgerüstet.

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